Was habe ich damals geflucht, als Justin Broadrick nach dem '91er Album „Slavestate" anfing, die stoisch pumpende Maschine GODFLESH zu einem groovigen, beinahe betanzbaren Etwas umzubauen, diese herrlich brutale Monotonie zu Gunsten differenzierter Klänge zurückzufahren.
Jetzt, älter und weiser, ist klar, dass der Mann sich damit aber doch nicht, wie befürchtet, in die Schar furchtbarer „Industrial"-Metal-Bands dieser Zeit einreihen sollte, diese musikalische Entwicklung sein aktuelles Projekt JESU eventuell erst möglich machte.
Dennoch litt Broadrick ab und an unter musikalischer Orientierungslosigkeit, die '97er Remix-EP „Love And Hate In Dub" mit ihren Dub- und Breakbeat-Experimenten ist auch heute noch schwer nachzuvollziehen, das ein Jahr vorher veröffentlichte und der EP Material gebende Album „Songs Of Love And Hate" dagegen im Rückblick durchaus gelungen, wenn auch keine Sternstunde im Schaffen Broadricks.
Wunderbar hypnotische Songs wie „Almost heaven" oder „Time death and wastefullness" stehen da dem öden Breakbeat-Stück „Kingdom come" oder „Angel domain" gegenüber, das an die musikalischen Verbrechen erinnert, die einst PRONG (zu Recht!) den Hals brachen.
Ergänzt wird dieser beide Platten umfassende Rerelease von einer DVD mit Videoclips von 1990 bis 1994, die zwar hübsch gefilmt sind, mich aber wiederum nicht von meiner Meinung abbringen, das Musik keiner visuellen Untermalung bedarf.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Christiane Mathes
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Melanie Schmidt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #51 Juni/Juli/August 2003 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Thomas Kerpen