Das Aussehen ist nicht wichtig, einen guten Charakter muss sie haben. Es sind doch die inneren Werte, die zählen. Wer hat bei diesen Worten nicht schon mitleidig genickt, sich aber insgeheim gedacht, "Nun ja, ähnliches wird sie ihrer Freundin auch über dich gesagt haben".
Trotzdem muss diese Aussage ja nicht falsch sein. Sieht man sich beispielsweise die Musiker von THE BRIMSTONE an, würde man eventuell zunächst auch vermuten, dass man sich im nächsten Augenblick auf einen esoterischen Spiritualtrip zu begeben hat, wo alles ganz fürchterlich nach Patchouli riecht.
Kleider - und Frisuren nebst Gesichtsbehaarung - mögen eventuell Leute machen, Musik machen sie nicht, soviel steht fest. Also Augen zu und durch, dafür aber die Ohren weit auf, denn was hier dargeboten wird, ist phänomenal.
Hier wird eine Geschichte erzählt, hier wird nicht einfach nur Musik gemacht. Einmal geht es, soweit konnte ich dies auch ohne Textbeilage erkennen, um die Geschichte von Lenny, dem Jungen mit seinen verrückten Träumen, dessen Leben diesen allerdings scheinbar in wenig nachsteht.
Und dessen Geschichte wird von der Musik getragen, die selber Geschichte ist, welche die gesamte Bandbreite des psychedelischen Sixties-Pop durchgeht, nahezu diese zu ersetzen vermag. Die Klangteppiche, die man hier zu hören bekommt, sind bei weitem nicht neu, hier kann man durchaus viele Bands anführen, seien es THE HOLY MODAL ROUNDERS, WEST COAST POP ART EXPERIMENTAL BAND, MAN oder auch gerne THE DOORS.
Aber wer von denen, so lautet nämlich die Frage, hat dies alles auf einem einzigen Album geschafft? Und würden sich diese und weitere Bands, tatsächlich heute zu einer All-Star-Band zusammenfinden, würden sie dabei auch nur halb so zeitlos klingen wie THE BRIMSTONE? Eben! (52:22) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Claus Wittwer