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SKEEZICKS

Discography 1985-1987

Wer Mitte/Ende der Achtziger in (Süd-)Deutschland Hardcore-sozialisiert wurde, der erlebte nicht nur eher seltene Auftritte von tourenden US-Bands, sondern schwitzte in kleinen Jugendzentren irgendwo in der Provinz bei Konzerten von Bands wie SPERMBIRDS und eben SKEEZICKS. Die kamen aus Nagold, einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds, eine Autostunde südwestlich von Stuttgart. Bassist der SKEEZICKS war Armin Hofmann, der bis heute zusammen mit Ute X-Mist als Mailorder und Label betreibt. Das gesamte kreative Schaffen der Band wurde nun von Refuse Records auf der Doppel-LP-Werkschau „Discography 1985-1987“ zusammengefasst. Und es erstaunt rückblickend, in was für einem kurzen Zeitraum sich seinerzeit Dinge abgespielt haben. Anfang 1985 gegründet, dann das erste Demo, 1986 die „There’s A Charlie Brown In All Of Us“-7 auf X-Mist, 1987 die „Selling Out“-LP, ein paar Compilation-Tracks – und im August 1987 schon das Abschiedskonzert. Nur eine Reunionshow gab es, im März 1991, das war’s. Dass in zweieinhalb Jahren so viele Konzerte gespielt wurden, dass so viel Studio- und Live-Material entstand, dass hier 42 Songs für eine Doppel-LP zusammengekommen sind, das spricht für sich und die Zeit: wo heute Bands gefühlt nach drei Jahren überhaupt mal aus dem Proberaum kamen, fanden damals die Testläufe live auf den Bühnen der JZs und AZs statt – wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie. Spielen, aufnehmen, zack! Auch das machte Hardcore in den Achtzigern aus: flexibel sein, jung, wild, sich ausprobieren, und eine Meinung haben! Diese Attitüde ist hier exemplarisch dokumentiert, und dabei waren, wenn ich das mal so sloppy sagen darf, SKEEZICKS eben gar nicht so schlecht – nein, sie waren gut! Sie wussten, wie ihre Version des US-Hardcore klingen sollte, hatten die Platten von NEGATIVE APPROACH, THE MAD und THE FAITH (erwähnt, weil hier gecovert), von 7 SECONDS gehört und verstanden und wurden so zeitgleich mit SPERMBIRDS für kurze Zeit zur an jeder Milchkanne spielenden Band – hier im Booklet dokumentiert durch zahlreiche Flyer-Abbildungen und Fotos. Schon die Optik war damals neu und eine andere als die der ollen Punks: Shorts, Chucks, Karohemden, Stirnbänder – nix Stiefel und Lederjacke. Ein Kulturschock. Der Beginn von etwas Neuem. Und vorbei, bevor es „richtig“ losgehen konnte. Ohne Karriereambitionen. Armin von SKEEZICKS zweifelte so etwas die Notwendigkeit dieses Rereleases an (leider keine Linernotes von ihm im Booklet, dafür unter anderem von Helge Schreiber), aber wie so oft ist es die Außenbetrachtung, aus der sich die (exemplarische) Bedeutung einer Band ergibt. Weshalb dieser Release all jenen Jüngeren empfohlen sei, die im Gegensatz zu den „Veteranen“ die Original-Releases nicht sowieso im Schrank stehen haben.