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WIE EIN REGENBOGEN

Simon Wells

Erstaunlich, wie lange es dauerte, bis Schauspielerin, Model, Femme Fatale und Muse Anita Pallenberg ihre erste „eigene“ Biografie erhielt. Wurde sie bislang in ROLLING STONES-Büchern lediglich als „Staffage“, als Randfigur, Modepüppchen und „Maskottchen“ ins Rampenlicht gerückt, nimmt Simon Wells (Enkel des legendären H.G. Wells!) der blonden Stilikone ein gehöriges Stück von der banalen Eindimensionalität, mit der sie regelmäßig porträtiert wurde. Die Schwedin aus „besserem Hause“ wuchs in Rom auf, fand zu Beginn der Sechziger schnell Anschluss an die römische Kunst- und Modeschickeria. So lernte sie auch die ähnlich gestrickte Christa Päffgen, besser bekannt als „Nico“, in Rom und New York kennen und verachten. Zum Höhepunkt der „Swinging London“-Ära begab sich Pallenberg, ein „It-Girl“ ihrer Zeit, ins Musikmekka und konnte dort als „Edelgroupie“ bei Mick Jagger „andocken“, bandelte später mit Brian Jones an und ließ sich diesem dann mit Glanz und Gloria von Keith Richards ausspannen, eine Beziehung, die erstaunlich lange hielt. Ihr Einfluss auf die Stones zu dieser Ära kann nicht unterschätzt werden, Richards gab auf ihr Wort mehr als auf das jedes Produzenten und Journalisten, sie prägte die Stones nicht nur modisch. Wells gibt einen faszinierenden Einblick in die Kunst-, Mode- und Film-Szene der Sechziger und Siebziger, zudem sieht er davon ab, Anita als „Vamp“ zu präsentieren; vielmehr arbeitet er geschickt ihre bestechende Intelligenz heraus, mit der sie hinter den Kulissen mehr Fäden als angenommen zog, und liefert nebenbei viel mehr Infos über Brian Jones, als etwa Keiths Autobiografie „Life“ hergibt.