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SILBERSATTEL

Lucio Fulci wird ja vor allem wegen seiner exzessiven Spaghetti-Splatter-Streifen WOODOO - DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (1979), EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL (1980), DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES (1981) und DAS HAUS AN DER FRIEDHOFMAUER (1981) von Gorehounds weltweit verehrt, regt aber auch immer noch irgendwelche deutschen Staatsanwälte auf, wofür einem wirklich jedes Verständnis fehlt, was man auch immer über die Fähigkeiten des italienischen Regisseurs denken mag.

Gedreht hat er eigentlich alles, ob Komödie oder Thriller, bevor er mit WOODOO quasi den Durchbruch erlebte, darunter auch drei Western, DJANGO – SEIN GESANGSBUCH WAR DER COLT, VERDAMMT ZU LEBEN – VERDAMMT ZU STERBEN und eben SILBERSATTEL.

Gehörten die ersten beiden aus den Jahren 1966 und 1975 nicht unbedingt zu den schlechtesten Vertretern des Italowesterns, muss man bei SILBERSATTEL doch erhebliche Mängel feststellen. Giuliano Gemma spielt einen Revolverhelden namens Roy Blood (kein Scheiß!), der in jungen Jahren den Mörder seines Vaters erschoss und seitdem als Racheengel durch die Gegend irrt.

Dieses düstere Kapitel ist allerdings noch nicht ganz abgearbeitet, denn mehr oder weniger unfreiwillig wird er zum Beschützer eines Nachkommens der Familie, die für den Tod seines Vaters indirekt verantwortlich war.

Klingt eigentlich ganz interessant, allerdings wird das herzige Verhältnis zwischen Blood und dem Dreikäsehoch zu einer echten Geduldsprobe für den Zuschauer und SILBERSATTEL zu einer etwas unhomogenen Mischung aus Family Entertainment und ruppigen Ballerszenen, die für Fulci-Verhältnisse dennoch recht harmlos ausfallen, man darf sich da nicht von der „ab 18“-Freigabe täuschen lassen.

Und die Schlusssequenz (ich verrate nichts) gehört wirklich zum dämlichsten, was ich in letzter Zeit gesehen habe. SILBERSATTEL ist durchaus unterhaltsam, alleine schon durch Gemmas darstellerischen Qualitäten, aber der Film insgesamt keine Sternstunde des Italowesterns, da hat Drehbuchautor Adriano Bolzoni in der Vergangenheit bessere Arbeiten abgeliefert.

Am meisten hat man hier noch Spaß mit dem altgedienten Geoffrey Lewis als Sidekick von Gemma, der auch in vielen Clint Eastwood-Filmen zu sehen ist. Auch der aufdringliche Titelsong des Trios Bixio/Frizzi/Tempera nervt eher, als dass er wirklich einprägsam wäre.

Zumindest gibt es den Film von Koch endlich mal in vernünftiger Bildqualität auf DVD und ungeschnitten, ergänzt um zwei kurze Featurettes mit Komponist Fabio Frizzi und Cutter Bruno Micheli.

Den Fan wird es freuen.