Keine Ahnung, auf welchem verschlungenen Wege dieses Album seinen Weg in meine Hände gefunden hat, ich bin nur froh, dass es dazu gekommen ist. Denn "Siberia" ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Menschheit sich dem Ende der Evolution nähert: Warum bitteschön kann jemand auf die Idee kommen, sich Musik aus dem Internet zu laden in Form von Datensätzen, die keinerlei haptischen Bezug zulassen, wenn es doch auch das wunderbare Vinylformat gibt? Allein schon das Klappcover aus der Kunststoffhülle zu ziehen, ist wundervoll, und dann mit den Fingern über den geprägten Bandnamen zu fahren - wow! Oder die Fotos im Klappcover und auf dem Beiblatt zu betrachten, während sich im Hintergrund die Schallplatte dreht - das ist Kultur, das ist eine sinnliche Erfahrung, die Menschen, die Digitalreleases für Musik halten, mit jenem Pack vergleichbar macht, das sich bei McDoof Soilent Green reinstopft.
NORTH kommen aus Tucson, Arizona, mitten aus der Wüste, und so klingt ihre Musik auch: Das ist der Sound, um nachts unter einem unfassbar klaren Sternenhimmel zu liegen und in die Unendlichkeit zu starren, und ich behaupte mal, der in Sibirien unterscheidet sich nicht groß von dem im Süden der USA.
NORTH sind ein rein instrumentaler Vierer, ihr Genre ist, nun ja, "Post Rock", doch wo andere Vertreter sehr breitwandig und ambienthaft zugange sind, sind die Riffs auf "Siberia" dann doch noch recht erdig und griffig, der Bass bauchfellerschütternd laut.
Ein sehr angenehmer Release in wundervoller Aufmachung - ich mache mich mal auf die Suche nach dem mittlerweile erschienenen zweiten Album. (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Joachim Hiller