Okay, es sieht so aus, als müsse man sich allmählich von lieb gewordenen Vorurteilen das Programm von Dirtnap betreffend verabschieden. Die beiden aktuellen Releases THE ENDS und THE CINCH jedenfalls "zerstören" erfolgreich das Pop-Punk-Klischee, das man sich zurechtgezimmert hatte, denn von ungestümer, jugendlicher Unbekümmertheit hat "Shake It If You Got It", das Debütalbum der aus dem kanadischen Vancouver stammenden Band nichts.
Soll aber nicht heißen, dass hier komplexer Artrock geboten würde, oh nein, auch wenn man das vom ersten Eindruck her bei Spielzeiten von teilweise über fünf Minuten (ein Novum bei Dirtnap) denken könnte.
Vielmehr sind THE CINCH klar im Proto-Punk der Mittsiebziger verwurzelt, lassen Thunders, Hell und Co. grüßen, aber auch VELVET UNDERGROUND, und das hat auch was mit dem plüschigen Gesang von Frontfrau Jennifer Smyth (unterstützt durch Gitarristin Kathy) zu tun, der zwar die teutonische Härte einer Nico vermissen lässt, aber auch tief und geheimnisvoll wirkt und an anderer Stelle wieder so einen gewissen New Wave-Einschlag aufweist.
Dazu eine Instrumentierung mit Orgel, Piano, Schellenkranz und allem Pipapo sowie sehr abwechslungsreiche Songs, innerhalb derselben und untereinander. Eine sehr atmosphärische Platte, die ohne pubertäre Rotzigkeit auskommt und bei aller "Lushheit" nie schlapp wirkt.
Tip! (38:06) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Joachim Hiller