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SCOTT COOK

Tangle Of Souls

Bei dieser CD muss man zunächst die Aufmachung erwähnen, die ihresgleichen sucht. Ein 240-seitiges hart gebundenes Leinen-Buch (ca. 15 x 15), inklusive Lesebändchen. Das ist sowohl etwas fürs Auge als auch für die Haptik, was ich sehr mag. Wenngleich es wenig nützen würde, wenn der Inhalt nicht stimmt. Doch auch dabei setzt der Kanadier Scott Cook auf Qualität. Songs, die das Herz eines Country- und Honky-Tonk-Fans höher schlagen lassen. Ein bisschen erinnert Scott an einen Troubadour-Hippie, trotz kurzem, gepflegtem Haarschnitt. Seit langer Zeit lebt er quasi als ununterbrochener Tourmusiker in seinem Van, trotzt den Unannehmlichkeiten des Lebens und bezeichnet seine Alben als „Loveletter to the world“. Im Buch zitiert er Idole wie Walt Whitman oder Leonard Cohen und widmet jedem der zwölf Songs seine persönliche und ausführlichen Hintergrundgeschichte. Dass er dabei tief in eigene Lebensereignisse eintaucht, macht das Album zu einem sowohl philosophisch als auch politisch bedeutsamen Werk zeitgenössischem Songwritings. Beileibe geht es bei den Stücken jedoch nicht nur um ihn selbst, eine Falle, in die Songwriter gelegentlich gerne tappen, sondern ebenso um eine Betrachtung der Welt, vom Blickwinkel der Straße. Scott bezieht Stellung, auch zu den aktuellen Themen wie dem Corona-Virus. Das ist kein Country von der Stange, sondern ein nahezu perfektes Album eines herausragenden Kosmopoliten und absoluten DIY-Menschen, der an einen verloren geglaubten und vor allem echten Idealismus glaubt.