GENETIKS

Schwarzbuch Deutscher Postpunk

Releases auf dem DAS ICH-Label Danse Macabre würde ich sonst nicht mit mal mit spitzen Fingern anfassen, steht das Label doch wie kein anderes für die Degeneration dessen, was ich als „Goth“ oder „Wave“ in den Achtzigern zu schätzen gelernt habe, hin zu Kirmes-Kitsch auf Zillo- und WGT-Niveau.

Wie auch immer die GENETIKS aus Nürnberg es geschafft haben, dort unterzukommen, es schadet ihrem neuen Album nicht, das sich wie die Vorgänger „De Bello Genetiko“ (2008) und „Bitte zurücktreten“ (2006) vor allem durch sehr geschliffene, spöttische, vor Wortwitz nur so strotzende Texte auszeichnet.

Aber auch musikalisch weiß das Trio, das auf den Bookletfotos so aussieht, als habe es versucht, eine große Schüssel Nutella restlos auszulecken (man darf da gerne einen Bezug zum Titel herstellen), zu überzeugen, wird doch eben jenem Post-Punk gehuldigt.

MIT klangen so, bevor sie versuchten, groß zu werden, DIE TÜREN hatten diesen anarchischen Witz, bevor sie sich beim Feuilleton anzubiedern begannen, TREND sind eine bis heute positiv besetzte Referenz, man wildert sich durch das Erbe von KRAFTWERK, Krautrock, DAF und früher NDW, und da die feine Linie zwischen „pleasure“ und „pain“, zwischen Zitieren und Kopieren, hier nicht überschritten wird, ist „Schwarzbuch Deutscher Postpunk“ eine höchst unterhaltsame Angelegenheit.