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DACKELBLUT

Schützen & fördern/fluten & tauchen/Japan

In Ox #22 schrieb ich 1996 anlässlich der Veröffentlichung von „Schützen & fördern“ auf Olafs legendärem Schiffen-Label: „Wer ANGESCHISSEN und BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE schon für göttlich gut hielt, wird hier vor Begeisterung bald tot umfallen, denn dass es nach NEUROTIC ARSEHOLES, (frühen) RAZZIA oder BLUT & EISEN noch jemals wieder so eine richtig völlig supergute Punkband in Deutschland geben würde, hätte ich echt nicht gedacht. Hier stimmt absolut alles: Das Cover – Delphinwurst saugt, meine Herren! –, die Texte – selber lesen, hier wird nichts verraten – und natürlich die so unglaublich scheißgeniale Musik. Wer diese Platte kauft und nicht begeistert ist, der hat sein Leben verwirkt und kann wegen mir kacken gehen.“ Meine erste Begegnung mit einer Band um den Hamburger Autor und Sänger Jens Rachut war 1988, als DAS MOOR und ANGESCHISSEN in München Vorband von NOMEANSNO waren. Auf DAS MOOR und ANGESCHISSEN (1984-1988) folgten erst BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE (1991-1994) und dann DACKELBLUT (1994-1999), später kamen KOMMANDO SONNE-NMILCH (1998-2013), mit OMA HANS ging es parallel weiter (2001-2006). Nachdem wir BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE abgefeiert hatten, war die Freude groß, dass Jensen mit Andreas Ness (gt), Wieland Krämer (bs) und Heiner Ebber (dr) bald eine neue Band am Start hatte und in einer Hütte in Norwegen, in die er seinen alten Kumpel Frankie Stubbs von LEATHERFACE eingeladen hatte, das erste Album aufnahm. Unter den 15 Songs sind einige zu Klassikern gereift, die in meinem Wortschatz längst zu gern verwendeten Zitaten wurden. Aus „Waschengehen“ etwa kommt die famose Weisheit „Auch Killer müssen waschen gehen“, und keine Autofahrt über die A7, ohne ein „Weiter geht’s auf der A7“ in den (Fahrzeuginnen)Raum zu werfen. Dass „Nimm deine traurigen Lieder und schmeiß sie in den Mülleimer“ nicht von Rachut ist, sondern von Funny van Dannen – geschenkt. Der WIPERS-Gedächtnissound war bereits voll ausgeprägt. Und das setzte sich auch 1997 auf „Fluten und Tauchen“ fort, wo wieder Frankie Stubbs Aufnahmehilfe leistete. Und es ist erstaunlich, wie gut, wie druckvoll dieses Album auch über 25 Jahre später noch klingt. Das famose „Shoko-Asa-Hara“ hat sich von allen Songs bis heute als markantestes Stück ins Hirn gefressen. Die Orgel spielte Mr. Stubbs. 1997 entstand dann auch die letzte Platte von DACKELBLUT, die 7“-EP zur Japantour auf Heart First, mit „Der Kran“, „Küchenwahn, „Koch“ (auf Japanisch) und der französischen Version von „Kinder kriegen Kinder“, ergo „Les enfant ont des enfant“ (sic!, so steht es im handschriftlichen Textblatt), bei der Brezel Göring und Françoise Kaktus singen. Das alles findet sich auf vier LP-Seiten, also einer Doppel-LP, im Klappcover, mit dickem Textbeiheft. Einmal alles von DACKELBLUT, bitte. Danke.