SCHTONK!

Jüngere Leser dieses Heftes erinnern sich womöglich nicht mehr daran, aber 1983 erschütterte ein bis heute einmaliger Skandal die deutsche Presselandschaft: die Veröffentlichung vermeintlicher Hitler-Tagebücher im Stern.

Ein Skandal, der dieser altehrwürdigen Magazin-Institution bis heute nachhängt. Der Stern erwarb damals vom Maler Konrad Kujau für 9 Millionen DM die gefälschten Tagebücher. Insgesamt 62 Kladden, auf deren Einband die Initialen „FH“ anstatt „AH“ geklebt waren, da dem Fälscher, der den ersten Band offenbar noch aus Jux geschrieben hatte, das passende „A“ gefehlt hatte.

Die Tagebücher selbst waren voller Banalitäten und zeichneten ein verzerrtes Bild von Hitler, was den Chefredakteur Peter Koch aber nicht davon abhielt zu behaupten, dass „die Geschichte des Dritten Reiches teilweise umgeschrieben werden müsste.“ Eine besondere Rolle kam dabei dem Hamburger Stern-Reporter Gerd Heidemann zu, der als Vermittler zwischen dem Fälscher und der Redaktion fungierte und später, ähnlich wie Kujau, für einige Jahre in den Knast wanderte.

Der im letzten Jahr verstorbene „Kir Royal“-Regisseur Helmut Dietl machte aus dieser eh schon unglaublichen Geschichte dann einige Zeit später einen Kinofilm, mit Uwe Ochsenknecht als Fälscher und Götz George in der Rolle des an Gerd Heidemann angelehnten Skandalreporters Hermann Willié.

Der im ersten Moment nicht unbedingt viel Sinn ergebende Titel stammt aus Charlie Chaplins Adolf Hitler-Parodie „Der große Diktator“, in dem mehrmals das Wort „Schtonk“ benutzt wird. Obwohl viele Figuren in „Schtonk!“ natürlich stark überzeichnet sind, schildert Dietl darin erstaunlich akkurat den tatsächlichen Ablauf der Geschehnisse, zu seinen stärksten Arbeiten zählt diese freche Satire dennoch nicht.

Die Neuauflage auf Blu-ray ist qualitativ aber auf jeden Fall äußerst gelungen.