Ich sollte, statt Besprechungen zu schreiben, eigentlich schon längst im Bett liegen und schlafen. Daher will ich mich gar nicht lange darüber auslassen, wie seltsam es ist, dass ein Krach- und Elektro-Label wie Staatsakt jetzt eine Folk-Platte rausbringt, dass sich vier Folk-Sänger zusammentun, um gemeinsam Musik zu machen, wo die doch sonst als einsame schroffe Prediger vor dem Volk auftreten, insbesondere John Lennon und Bob Dylan würde man das beispielsweise nie zutrauen.
Viel zu versöhnlich sind die Klänge, die da aus dem Wohnzimmer zu meinem Arbeitsplatz herüberwehen. Dies ist Musik, bei der es als großes Kompliment zu verstehen ist, dass sie wunderbar im Hintergrund laufen kann.
Denn ihre große Stärke sind der warme Klang und die sich in der Weite verlierenden Harmonien. Man kann sich das hier sehr gut als Soundtrack zu einer etwas zu lang gewordenen Autofahrt vorstellen, wenn man schon leicht weggedöst, die Regentropfen beobachtet, die im Scheinwerferlicht des Gegenverkehrs glänzend am Fenster der - natürlich! - Beifahrertür abperlen.
Diese Assoziation ist bei Trucker-Rhythmen und Vibrafon vielleicht etwas nahe liegend, aber THE SAY HIGHS machen auch fast immer das Naheliegende, und fahren ziemlich gut damit. (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Antek Pistole