CURE

s/t CD

Ganz überzeugte Fans sehen das natürlich anders, aber THE CURE waren bis zu dieser Platte und eigentlich die ganzen Neunziger hindurch eine dieser Bands, deren Platten ich bis Ende der Achtziger verfolgte und liebte, wie wohl jeder, der in den Achtzigern mit Punk und Independent aufwuchs.

Nach "Disintegration" von 1989 verlor ich dann aber irgendwie das Interesse an der Band, von deren Originalbesetzung nur noch Frontmann und Songwriter Robert Smith übrig geblieben war. So geht es eben, man verliert an manchen Bands irgendwann völlig das Interesse - und ist viele Jahre später um so verblüffter, wie gern man sie dann doch noch mag.

Das neue CURE-Album ist so ein Fall: THE CURE sind auf seltsame Weise - Zeitreisen sind ja leider nicht möglich - zwanzig Jahre jünger wieder da, haben mit Produzent Ross Robinson die Uhr zurück gedreht, eine Platte gemacht, die so simpel und spartanisch, so typisch nach THE CURE klingt, wie es lange nicht der Fall war.

Ein Album, mit dem Robert Smith seine Band neu erfunden hat, das klingt wie das Ergebnis einer Frischzellenkur, bei der er sich um die Erfindung eines irren Wissenschaftlers handeln muss.

Wenn man dann liest, wie Ross Robinson - er ist dieser irre Wissenschaftler - durch seltsame Spielchen wie sich gegenüber Stehen beim Aufnehmen, dem Gegenüber in die Augen blickend, die Band zu dieser Platte getrieben hat, dann ist das wirklich beeindruckend und hat mit der Produktionsweise, in der typischerweise Platten entstehen, nicht mehr viel zu tun.

Da passt es, dass THE CURE mittlerweile auch bei Robinsons Label I Am Recordings unter Vertrag stehen. Und Smith hat geschafft, was nur wenigen dieser alten, legendären Bands glückt: Er hat all die jungen Formationen, die sich an ihrem Erbe, an den frühen Achtzigern bedienen wie jugendliche Plünderer bei Stromausfall im Supermarkt, gezeigt, wie es wirklich geht, ohne sich jedoch direkt selbst zu kopieren.

THE CURE 2004 erinnern zwar immer wieder an "A forest", an "Seventeen seconds", an "Let's go to bed", doch irgendwie ist auch alles ganz neu - höchst erstaunlich. Ein verblüffendes, begeisterndes Spätwerk.

(54.54) (09/10)