ROUND EYE

s/t

Möglicherweise hat man falsche Vorstellungen vom musikalischen Underground der Volksrepublik China beziehungsweise dem von Schanghai, wo ROUND EYE herstammen. Gerade bei chinesischen Metropolen wie Schanghai oder Hongkong kommt einem eher aufdringlich plärrende Popmusik in den Sinn als der freakig-punkige Free Jazz dieser Band, der gerade zu Beginn etwas von einem ausgelassenen Kindergeburtstag hat, bei dem Küchengeschirr mal eben zum Big-Band-Instrumentarium umfunktioniert wird.

John Zorn hat hier sicherlich Pate gestanden oder SST-Bands wie SACCHARINE TRUST, die nichts mit Punk im herkömmlichen Sinn zu tun hatten, aber deren Sound mit seinem sperrigen Improvisations-Charakter eine einflussreiche Pionierleistung darstellte.

Hinzu kommt auch noch ein ordentlicher Schuss BUTTHOLE SURFERS-Wahnsinn. Die insgesamt 17 Stücke des ROUND EYE-Debüts lassen sich dementsprechend schlecht kategorisieren und stellen mit ihrer wilden Saxophon-Gitarren-Kakophonie eine fortwährende Attacke auf die Wahrnehmung der Hörer dar, aus der sich manchmal auch konventionellere Songstrukturen herausschälen.

Man wird hier jedenfalls auf höchst originelle Weise ordentlich durchgerüttelt. Ein interessanter Nebenaspekt des Albums ist, dass hier auch noch mal der kürzlich verstorbene STOOGES-Saxofonist Steve Mackay zu hören ist.