Einige Plattencover sind von Beginn an ikonisch in dem Sinne, dass sie das Hörerlebnis noch vor dem ersten abgespielten Ton an mitbestimmen, es um Bilder, Formen, Farben erweitern, die nie wieder von den Songs weichen, die sie markieren. Andere hingegen spielen damit, auf eine Weise unpassend zu sein, die die Musik geradezu herausfordert, sich von ihr zu emanzipieren und eigenständig alternative Bilder zu entwerfen, die das physische Original überschreiben. So ist es im Falle von A BURIAL AT SEA, deren in fröhlichen Farben gehaltenes Collagen-Stil-Zeichnungs-Cover zunächst eine süddeutsche Indie-Bläser-Band erwarten lässt. Die überbordende stilistische Vielfalt des Albums erzeugt hingegen schnell ein ganz und gar von dieser Ästhetik abweichendes Wimmelbild, auf dem sich wie auf einem Bruegel-Gemälde hinter jeder Häuserwand, unter jedem Bierfass am Hauptplatz und in der Krone jedes Baumes irrwitzige Gestalten verstecken. Rifflastiger und dröhnender Post-Rock ist die eine Grundfarbe des Gemäldes, von der Trompete getragener, leichtfüßig-melodischer Math die andere. Das Debütalbum von A BURIAL AT SEA ist so vergnüglich und abwechslungsreich, dass die einzelnen Tracks zum Teil erscheinen wie Mini-Compilations der bewährtesten Bands, die in den letzten Jahren die Bühnen des Kultfestivals ArcTanGent in Bristol bespielt haben.
© by Fuze - Ausgabe #86 Februar/März 2021 und Rodney Fuchs
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Simon Nagy