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RAT’S EYES

Rostotalcontrol

Punk will irritieren und das gelingt der Moskauer Hardcore-Band RAT’S EYES schon vor dem ersten Hören ihres neuen Albums „Rostotalcontrol“ („Russian Total Control“). Es beginnt mit der Frage, wie höre ich diese Platte eigentlich richtig? Als Vinyl-Kenner spiele ich die LP mit 33 rpm ab, wie es sich gehört, und freue mich über den vielleicht etwas schwermütigen, aber durchaus überzeugenden RECHARGE-Sound, der in meine Ohren strömt. Ich höre die erste Seite durch: Es klingt nach „Menschen, Hass, Vernichtung“. Mein detektivischer Spürsinn stößt sich allerdings ein wenig am arg monotonen Gesang. Zweifel kommen auf, ob ich den handwerklich richtigen Zugang zur Scheibe gefunden habe. Nach kurzer Recherche muss ich mir eingestehen, dass ich auf dem Holzweg war. „Rostotalcontrol“ verlangt auf 45 rpm abgespielt zu werden. Was nun aus den Boxen kommt, ist wütender, aufbegehrender Hardcore-Punk wie er in den frühen und mittleren Achtziger Jahren in England und hierzulande vorwiegend gespielt wurde. Jeder der zehn Songs hätte mit Fug und Recht auf den „Hardcore Power Music“- oder „Underground Hits“-Samplern vertreten sein können. „Rostotalcontrol“ ist ein Konzeptalbum zur radikalen Kritik an der Errichtung einer Big Data-gestützten Smart Society im Allgemeinen und dem antidemokratischen russischen Überwachungs- und Repressionsstaat im Besonderen. Es ist ein Aufruf zum Widerstand ohne revolutionären Pathos angesichts einer Realität gewordenen gesellschaftlichen Dystopie.