Anfang der Zweitausender gab es eine Zeit im Musikjournalismus, da fand sich in der Besprechung jeder dritten Band der Neologismus NeurIsis wieder. Damit wurden all jene Bands stigmatisiert, deren Songs meistens nach diesem Schema funktionierten: Mit einem Bang starten.
Gemessenen Schrittes durch eine melancholische Tiefebene stapfen. Unter Schmerzen den Berg der Katharsis beschreiten. Oben angekommen alles rauslassen. Und dann das Ganze noch mindestens ein weiteres Mal wiederholen.
Doch dann war um 2005 alles gesagt. ISIS lösten sich auf, NEUROSIS drifteten in psychedelische Sphären ab und die Bands der zweiten und dritten Reihe verschwanden aus dem Rampenlicht. So auch ROSETTA.
Aber wirklich weg war die Band aus Pennsylvania nie. Es hat nur niemand mehr so richtig zugehört. Kein Wunder, denn auch auf ihrem fünften Album spielen ROSETTA immer noch, wie sie selbst sagen, „Metal For Astronauts“.
Und noch immer will der Funke nicht überspringen. Die stillen Momente sind nach ungehemmtem Shoegaze-Konsum viel zu lang geraten. In den aggressiven Phasen der Songs vergisst die Band, den Kopf auszuschalten und sich endlich mal gehen zu lassen.
Und in den Dynamiken dazwischen fehlen die Ideen. „Quintessential Ephemera“ ist kein Metal für Astronauten. Es ist Metal für Spaziergänger.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #121 August/September 2015 und Martin Schmidt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Henrik Beeke