Erfolg und Chartsnotierungen sind gottlob nicht die einzigen Kriterien, nach denen Bear Family Künstler für die „Rocks“-Sampler auswählt. Auch kleinere Lichter können zum Zuge kommen, wenn sie denn nun „rocken“. Dies ist bei Benny Joy (als Benjamin Eidson 1935 in Atlanta geboren) unbedingt der Fall. Es gibt zwar einige erhaltene Aufnahmen aus den Fünfziger Jahren, seinerzeit schaffte er es allerdings nur, vier Singles zu veröffentlichen. Ein Großteil seines Materials (Demos, unveröffentlichte Songs) fand erst in den Siebzigern den Weg ans Tageslicht, als Cees Klop und White Label Records die Aufnahmen (aus dubiosen Quellen und in bescheidener Klangqualität) veröffentlichten. Bear Family hat sie nun mit großer Sorgfalt neu gemastert und erstmals einen wirklich umfassenden Überblick über einen vergessenen, unterschätzten Musiker zusammengestellt, dem das „Rocken“ anscheinend in die Wiege gelegt wurde. Klassiker wie „Crash the party“, „Button nose“ und der Kracher „Ittie bittie everything“ (wie Buddy Holly auf Steroiden!) sind nicht + die einzigen Hits, es gibt dreißig Titel, darunter kein einziger Stinker, mit bemerkenswert rotzigm Sound und beinahe punkiger Attitüde. Das Booklet mit den Linernotes von Roland H. Rumtreiber, die stimmige Songauswahl sowie der bestechende Sound machen diesen Teil zu einem der besten aus der „Rocks“-Serie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Gereon Helmer