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SHARON STONED

Retrospective

2018 gab es mit dem LOCUST FUDGE-Album „Oscillation“ mal eine kurze Reunion zweier Neunziger-Jahre-Helden des Indierock aus deutschen Landen, genauer gesagt Ostwestfalen, die stark beeinflusst von amerikanischen Gitarrenbands wie LEMONHEADS, DINOSAUR JR. oder SEBADOH ähnlich wie THE NOTWIST hierzulande ihr eigenes Ding machten. Dirk „Schneider“ Dresselhaus und Christopher „Krite“ Uhe waren ansonsten in (leider) weitestgehend in Vergessenheit geratenen Bands wie HIP YOUNG THINGS und SPEED NIGGS aktiv, und während Dresselhaus sich später in Berlin vor allem in der Elektro-Szene einen Namen machen konnte, verlor ich Uhe völlig aus den Augen. Uhe hatte zusammen mit seinem SPEED NIGGS-Kollegen Mark Kowarsch im Anschluss SHARON STONED gegründet, die nach „License To Confuse“ von 1994 im Begriff standen, zwei Jahre später ihr neues Album „Sample & Hold“ beim Major Columbia zu veröffentlichen. Zuvor hatten wir sogar die Gelegenheit, das Duo im Essener Studio von Dirk Oesterwind (der auch mit Phillip Boa zusammengearbeitet hatte) zu besuchen und zu interviewen. Auch wenn SHARON STONED nach „Sample & Hold“ schon wieder Geschichte waren, ist mir diese Episode immer in schöner Erinnerung geblieben und so freut mich auch diese zwanzig Songs umfassende „Retrospektive“ in Doppel-LP-Form, zum Teil eingespielt mit illustren Gästen wie Evan Dando, THE NOTWIST, Lou Barlow, Dirk von Lowtzow und Tom Liwa, die auch sieben Songs von „Sample & Hold“ enthält, einen allerdings nur in einer Live-Version. Ähnlich wie bei LOCUST FUDGE hat der schrammelige, ohne Neil Young kaum denkbare Gitarrenrock zwischen Noise und Melodien in den letzten dreißig Jahren erfreulicherweise wenig von seinem früheren Charme verloren, aber eigentlich hatte ich auch nichts anderes erwartet.