Kinders, wie die Zeit vergeht: Ganz früher mal, so vor ungefähr zehn Jahren, wären RENEE HEARTFELT mit so einer Platte wohl groß rausgekommen, da war "Emo" noch kein Schimpfwort und Indierock noch ein Trademark.
Heute dagegen denkt man bei Emo nur noch an klischeehaft in schwarz gekleidete Kalifornier mit christlichen Texten, an billige Chugga-chugga-Metal-Riffs von der Stange. Nun ja. RENEE HEARTFELT machen da keine Kompromisse, sind ganz alte Schule und es ist wohl kein Zufall, dass sie mit SOLEA und MARIGOLD die erste Band auf dem neuen Label Textbook Music sind, das damit einen furiosen Start hinlegt.
Und ganz klar, SOLEA und RENEE HEARTFELT sind musikalisch nicht weit voneinander entfernt, wobei erstere aber doch eher Punkrocker sind, letztere etwas mehr auf die Tränendrüse drücken. Immer wieder fühle ich mich bei den getragenen, aber doch kraftvollen, dynamischen Songs der aus Washington, D.C.
und Richmond, VA stammenden Band an die grandiosen, aber leider längst vergessenen KILL HOLIDAY erinnert, aber auch die ebenfalls verblichenen ELLIOTT haben ihre Spuren hinterlassen. Speziell der stellenweise mit viel Hall unterlegte Gesang von Pete Appleby ist dafür verantwortlich.
Auch im Hintergrund präsent: Das Vermächtnis von QUICKSAND und ALLOY/JONES VERY. Nach der Debüt-EP "Magdalene" hat die aus Exmitgliedern von GIVE UP THE GHOST, COUNT ME OUT und STRIKING DISTANCE bestehende Formation mit "Death Of The Ghost" ein wirklich rundherum begeisterndes, düsteres, mächtig treibendes Post-Hardcore-Album aufgenommen, das alles richtig macht.
Und wenn doch etwas Kritik angebracht ist, dann in der Hinsicht, dass keiner der dreizehn Songs auf Anhieb Hitqualitäten entwickelt, die Platte funktioniert eher als Ganzes. (43:10) (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Dennis Grenzel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Joachim Hiller