RENEE HEARTFELT aus Richmond, Virginia, und Washington DC setzen sich aus ehemaligen Mitgliedern von COUNT ME OUT, STRIKING DISTANCE, TIME FLIES und GIVE UP THE GHOST zusammen. Jedoch machen RENEE HEARTFELT nicht Hardcore im klassischen Sinne, sondern eher melodischen Indierock, der sich an Bands wie TEXAS IS THE REASON und SAMIAM orientiert. So wurde aus dem Quartett ein festes Gefüge, welches sich musikalisch in der Schnittmenge von Post-Hardcore und einem klassischem Rocksound verorten konnte. Mit „Magdalene“ liefern RENEE HEARTFELT ihre Debüt-EP ab, deren Songs alle melodisch wie auch melancholisch ausfallen. Hier haben Trends keinen Platz, man orientiert sich am Hardcore längst vergangener Tage, ohne dabei jedoch wie eine eingestaubte Kopie zu klingen. Pete Appleby, Sänger und Gitarrist der Band, erzählt, wie sich die Bandmitglieder gefunden haben und was seitdem passiert ist.
Glaubst du, dass RENEE HEARTFELT auf Grund der Vorgängerbands, in denen ihr gespielt habt, schneller bekannt werden?
„Ich kann meinerseits nur hoffen, dass die Leute, die die Vorgängerbands gemocht haben, auch RENEE HEARTFELT mögen werden, denn der musikalische Ansatz unterscheidet sich ja enorm von dem, was wir früher alle gemacht haben. Ich bin erstaunt, dass du die genannten Bands als wichtig erachtest. Wir haben manchmal auf Tour mit COUNT ME OUT vor lediglich fünf Leuten gespielt, und wenn ich daran denke, dann können wir doch so wichtig gar nicht gewesen sein.“
Mich interessiert, wie das Line-up der Band zustande kam. Zwischen Richmond und Washington DC liegen ja ein paar Kilometer. Wie habt ihr dieses Problem gelöst?
„Nach acht Stunden harter Arbeit nervt es wirklich, dann auch noch zwei Stunden im Auto zu sitzen und zu den Proben zu fahren. Colin und ich sind immer zusammen gefahren. Manchmal waren wir erst um 3 Uhr morgens wieder zu Hause und er musste schon wieder um 7 Uhr aufstehen, um zur Arbeit zu fahren. Das zehrt ganz schön an den Kräften. Wir sind alle alte Freunde, die mit ihren früheren Bands zusammen auf Tour waren. So haben wir uns kennen gelernt. Wie hat das angefangen? Nun, wir hatten einfach Lust, diese Art von Musik zu spielen, haben uns getroffen und gejammt. Es ist schon verrückt. Ehe man sich versieht, spielt man schon in einer neuen Band und sitzt zusammen im Tourbus. Das passiert manchmal einfach so.“
Wie hat sich die Hardcore-Szene deiner Meinung nach in den letzten Jahren verändert?
„Um ehrlich zu sein, interessiert mich diese Thematik schon länger nicht mehr. Ich bin zehn Jahre regelmäßig auf Shows gewesen, habe drei Jahre lang mit der eigenen Band selbst live gespielt und war danach irgendwie aufgebraucht. Diese heutige Szene wird schon von der nächsten Generation bestimmt.“
Wie würdest du selbst euren Stil beschreiben? Wenn man sich beispielsweise „Magdalene“ anhört, dann hat das nur noch ansatzweise etwas mit Hardcore zu tun. Ich höre da diesen DC-Einfluss und einen gewissen 90er-Jahre-Vibe bei euren Songs heraus und fühle mich da an Bands wie QUICKSAND und SAMIAM erinnert.
„Ich hatte neulich eine Diskussion mit einem Freund, die sich genau um diese Generationen-Thematik drehte. QUICKSAND und SAMIAM sind Bands der letzten Generation, aber ich ziehe da keine strikte Grenze. Ich denke, dass wir eine Post-Hardcore-Band sind. Jeder von uns hat in Hardcore-Bands gespielt, jeder von uns liebt Hardcore und nun spielen wir eben neue Songs, die aber natürlich von diesem Stil beeinflusst sind. Wir werden davon nie wirklich loskommen. Und warum auch? Ich denke, dass wir das nicht einmal könnten, wenn wir es denn wollen würden.“
Gibt es eine grundlegende Idee, die sich hinter eurer Debüt-EP „Magdalene“ verbirgt? Eine Idee, die vielleicht für die EP als Ganzes stehen kann?
„Oh, gute Frage. Solche Dinge lassen sich immer nur schwer in Worte fassen. Ich beschäftige mich in den Texten hauptsächlich mit Plänen, die Menschen in ihrem und für ihr Leben machen und wie diese mit der Zeit immer mehr ins Hintertreffen geraten. Wir passen uns immer mehr den ‚normalen‘ gesellschaftlichen Regeln und Standards an. Das ist eine Sache, die mir wirklich schwer zu schaffen macht und bei der ich mich frage, warum das überhaupt der Fall ist. Das ist der Haupttenor, wenn du so willst.“
Versuch doch mal bitte, die Kraft zu beschreiben, die euch nach all den Jahren noch diese Art Musik machen lässt? Was ist da der Hauptantrieb?
„Ich weiß wirklich nicht, wie ich das hinreichend beantworten könnte. Ich kann nur sagen, dass es Momente mit der Band gibt, in denen du zu 100 Prozent das Gefühl hast, gerade genau das Richtige zu tun. Das kann im Proberaum sein, während eines Konzertes oder auch, wenn ich einfach auf meinem Bett sitze und einen neuen Song schreibe. Wir versuchen, die Sache so ehrlich wie möglich anzugehen. Ich hoffe, dass man das spürt, wenn man die Platte hört.“
Was würdest du dir für die Zukunft von RENEE HEARTFELT wünschen?
„Wir sind alle wirklich total verrückt danach, in Europa zu touren. Das ist für das nächste Jahr fest eingeplant. Meine schönsten Erinnerungen sind wirklich die, als wir mit den Vorgängerbands in Europa in der Trostlosigkeit des eisigen Winters unterwegs waren. Klingt wahrscheinlich irre, ist aber wahr.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Dennis Grenzel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Joachim Hiller