DER TRAUM VON OLYMPIA

Reinhard Kleist

Nach „I See Darkness“, „Castro“ und „Der Boxer“ porträtiert Reinhard Kleist dieses Mal mit der somalischen Läuferin Samia Yusuf Omar eine Persönlichkeit, die bislang nicht im Licht der deutschen Öffentlichkeit stand.

Über eine Wildcard trat sie 2008 für Heimatland bei den Olympischen Spielen in Peking an. Zwar erreichte sie schon im Vorlauf als mit Abstand Letzte das Ziel und schied aus, in ihrem Land wurde sie dennoch von vielen als Heldin gefeiert.

Doch den Islamisten in ihrer Heimatstadt Mogadischu sind Sportlerinnen ein Dorn im Auge, so wird nach ihrer Rückkehr nicht nur das tägliche Training, sondern schon ein ganz alltäglicher Spaziergang zum Spießrutenlauf.

Die Suche nach besseren Trainingsbedingungen treibt Samia zunächst durch halb Afrika, dann schließlich nach Europa. Ihr Traum: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London. Für diesen Traum stirbt Samia mit Anfang 20 bei dem Versuch einer Mittelmeerüberfahrt in einem nicht seetauglichen, motorbetriebenen Schlauchboot.

Was treibt Menschen dazu, ihr Leben so fahrlässig aufs Spiel zu setzen? Diese Frage beantwortet „Der Traum von Olympia“. Neben Armut, Verfolgung, sind es auch die großen und kleinen Träume.

Diesen und der zwar präsenten aber kaum greifbaren Flüchtlingsmasse gibt Kleist mit diesem Band Gesicht. Samias Flucht hat er unter Mithilfe ihrer Familie möglichst detailgetreu rekonstruiert.

Originale Fernsehmitschnitte, Facebook-Einträge, Briefausschnitte, u.a. sind direkt einmontiert und vermitteln in ausdrucksstarken schwarz-weißen Panels das Gefühl, wirklich dabei zu sein.

Ob es auf diese Weise gelingt, ein Thema, vor dem Politik und Öffentlichkeit inzwischen lieber die Augen verschließen, wieder in den Fokus zu rücken?