PICASTRO

Red Your Blues CD

Immer wieder vor mir hergeschoben habe ich dieses Album, zu düster, zu melancholisch. Doch mit einem Umschwung der Wetterlage zu einem grauen Brei, der nicht einmal die Sonne hervorkommen ließ und einem öden Sonntagnachmittag, der nur mit Bands wie NATHANIEL GREEN und GREGOR SAMSA begangen werden konnte, entwickelte sich endlich ein Umfeld, in dem sich PICASTRO entfalten konnten.

In diesem Kosmos von GREGOR SAMSA und all den anderen Bands, deren Namen an dieser Stelle immer fallen, siedeln sich auch die Kanadier an. Äußerst düster und auch immer wieder depressiv ist die Stimmung, die von dem Sextett, das klassische Instrumente wie Violine, Cello und Piano neben E-Gitarre und einem meist im Hintergrund dümpelnden Schlagzeug positioniert, durchgängig entworfen wird.

Der zögerliche Gesang kreist wie ein niedergeschlagener, suchender Blick durch die Songs und wird manchmal durch scharfe Attacken der Gitarre oder auch der Streichinstrumente zu Fall gebracht.

Wie schmerzhafte Einschnitte muten diese an, eher Selbstgeißelung als von außen zugefügt. Etwas selbstverliebt wiegt man sich im Zivilisationsschmerz und leidet, wie es wohl nur jemand kann, der finanziell und sozial gut abgesichert im weißen Mittelstand zuhause ist.

Hier könnte auch eine weitergehende Kritik ansetzen, denn im Gegensatz zu Bands wie GODSPEED YOU BLACK EMPEROR fehlt hier eine umstürzlerische Wut, der Drang zu Veränderung und der nach außen gekehrte Schrei der Verzweiflung über eine nach allen Maximen der kapitalistischen Produktion ausgerichteten Gesellschaft.

PICASTRO scheinen sich mehr in ihr Schneckenhaus zurückgezogen zu haben und dort dem Weltschmerz zu huldigen, musikalisch aber sind sie zumindest bestechend gut und in Nordamerika deshalb auch schon lange ausverkauft und ein Hype.

(39:31) (08/10)