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LIGHT SCREAMER

Reap

Was den Programmierern ihre Eastereggs (kleine Anspielungen, tief in Programmen versteckt) sind Vinyl-Liebhabern die früher sehr verbreiteten, heute eher selten zu sehenden Texgravierungen zwischen den Auslaufrillen ihrer Schallplatten. LIGHT SCREAMER aus Schweden tun sich in dieser Hinsicht sehr positiv hervor. Auf der A-Seite findest sich das Ovid-Zitat „tempus edax reruma“ („Die gefräßige Zeit“), auf der B-Seite wird postuliert, dass es keinen Sinn ergibt, Scherben zu essen („Eating the shards makes no sense“). 2011 wurde die Band in Örebro gegründet, 2013 kam das Debüt „Gauss“ (Cattle God), 2019 folgte „Switch“ (Zorch) – und der Ausstieg von Sänger und Gitarrist Tobias Eriksson. Mit dem bisherigen Noisepunk wollte man nicht einfach weitermachen, Ida Andersson-Norrie, Jens Hellman und Peter Lindström setzten also auf einen Neuanfang mit Johan Kekki als neuem Drummer, und mit Jackalope haben sie nun auch ein deutsches Label. Wo es vorher noch eine Spur noisiger war, ist es jetzt zwar immer noch harsch und grungig, aber Ida hat stimmlich eben eine andere Klangfarbe, und insgesamt ist die Band druckvoller, intensiver und auch etwas melodiöser geworden, und wie immer, wenn solch Oldschool-Indierock mit female vocals ankommt, springt bei mir die SONIC YOUTH-Assoziationsmaschine an. Und irgendwo hängt da unterschwellig auch so ein gewisser „waviger“ Touch drin. Neuanfang geglückt, LIGHT SCREAMER haben sich neu erfunden, und mit Idas oft krawalliger, aber nie kreischender Stimme ist der Gesamteindruck wirklich signifikant anders, hat auch was von Bands wie GITS – siehe „Ground“ –, die in den USA in Sachen female fronted-Rock aufmischten. Beeindruckender Abschluss: das sich dramatisch aufbauende „Walk“. Lippenstiftrotes Vinyl. Und schickes Coverartwork von Win Wallace mit vielen, vielen Skulls.