RAVEONETTES

Raven In The Grave

Wenn die eine Hälfte der RAVEONETTES in Los Angeles lebt und die andere in New York, dann liegt es in der Natur der Sache, dass ab und an ein brillanter Song im Flieger zwischen diesen beiden Städten geschrieben wird.

Das ist der Fall bei „Recharge & revolt“, eine Art Liebeserklärung an die eigenen Visionen und Positionierungen im Leben, an das Bewahren eigener Maßstäbe. Überhaupt ist Selbstreflexion sowie die Beschäftigung mit der großen wahren – gar epischen – Liebe der Nukleus des Albums „Raven In The Grave“, mit dem man eindeutig vom früheren „trashigen“ Shoegaze mit krachiger Beatbox hin zum Sixties-LoFi-Pop konvertierte.

„War in heaven“ beispielsweise ist ein wunderbarer Song, der wirkt wie eine Liebeserklärung Serge Gainsbourgs an Edie Sedgwick oder umgekehrt, auch wenn sich beide vermutlich im echten Leben nie begegnet sind.

Hier verliert sich die emotionale Tiefe – ähnlich der von ZOLA JESUS – in einer stoischen Noise-Hallgitarre, die irgendwie in einem gemeinsamen Orbit mit GLASVEGAS und SPACEMEN 3 kreist, und lässt einem das Blut gerinnen.

Wenn Sängerin Sharin Foo den Chorus in eindringlicher Melancholie dahin haucht (man könnte glauben, eine neue Nico ist geboren), möchte man eben diesen „War in heaven“ durch alle Untiefen hindurch nachempfinden.

Diese Band lebt, atmet, entwickelt sich und überrascht noch, vielleicht etwas, was THE KILLS als eine Band, die mit Jamie Hince ihren Eingang in Gazetten wie die Gala gefunden hat, nicht mehr ganz so überzeugend schaffen.

„Raven In The Grave“ ist eine Hommage an die Schönheit und Zerbrechlichkeit einer Generation, die ihren Träumen und Illusionen nachhängt, die es so eben nur in diesen Songs gibt. Und da bleibt kein Raum für triviale Klischees.

Love it or leave it. Zweifelsohne hat das dänische Duo mit seinem fünften Album sein bisher bestes abgeliefert und Sharin Foo bringt es auf den Punkt: „It’s dark but not bleak, like the single minded determination caused by crisis that is not quite hope but just as powerful.“