Wie devot manche Menschen werden, wenn es um ihre Lieblingsband geht, das erstaunt und erschreckt mich immer wieder. Eigentlich kennt man so was ja nur aus dem Sport, vom Fußball, und da ist das schon befremdlich.
RANCID haben solche Fans, kritisiert man auch nur das Banalste, setzt es böse Kommentare. Darüber kann man schmunzeln, sich darüber aufregen, interessant ist es allemal, denn dass eine so starke Verbundenheit zwischen Band und Fans herrscht, ist in dieser Innigkeit und Kompromisslosigkeit speziell im Punkrock eher unüblich.
Hier kann man nun anfangen, es soziologisch und psychologisch zu analysieren und Identifikation und Projektion und so weiter anführen, oder „sachlich“ argumentieren: Die Band ist seit 1991 dabei, hat sich nie verbiegen lassen, macht, was sie will, ist authentisch, ist sich musikalisch treu geblieben – und ist zur Ikone geworden.
Kaum eine „neue“ Punkband, also eine, die nicht in den Siebzigern oder Achtzigern, sondern erst in den Neunzigern gegründet wurde, hat so eine weltweite Strahlkraft, GREEN DAY mal ausgenommen, aber die sind – face it! – schon lange eher Pop als Punk.
SEX PISTOLS und THE EXPLOITED, vor allem letztere, sind noch eine ähnlich starke Marke. Von England bis Indonesien werden Watties EXPLOITED für Punk gehalten, obwohl der Typ lange schon (schon immer?) eine unfassbare Hohlbirne mit debilen Ausfällen ist – was der Ikonizität seiner Band nie geschadet hat.
Wer 18 ist und Punk und nur zehn Bands kennt, weiß es eben nicht besser und interessiert sich nicht für akademische Diskurse. RANCID nun haben lange schon zu jener Riege von Bands, zu denen natürlich auch DEAD KENNEDYS und THE CLASH gehören, aufgeschlossen.
Alle paar Jahre – sechs waren es vorletztes Mal bei „Let The Dominoes Fall“ (2009), fünf bei „... Honor Is All We Know“ (2014), drei dauerte es jetzt – melden sich Armstrong, Freeman, Frederiksen und Steineckert mit einem neuen Longplayer zurück und machen alles richtig.
RANCID sind die MOTÖRHEAD des Punkrock, nehmen (Obacht, kritikwürdige Kritik!) letztlich immer wieder die gleiche Platte auf und sind darin klüger als die RAMONES, die irgendwann vergessen hatten, dass die Menschen von ihnen keine Experimente hören wollen, sondern dass es nur um leichte Variationen des (Achtung, Werbersprech!) Markenkerns geht.
Erstaunliche 19 Variationen finden sich auf „Trouble Maker“, dem neunten Studioalbum, das erneut von Brett Gurewitz produziert wurde, der wiederum von seiner eigenen Band BAD RELIGION weiß, wie das mit dem Variieren eines erprobten Schemas funktioniert.
Was bleibt, ist ein leichtes Gefühl der Langeweile: Ja, schön, alles gut, läuft gut durch, aber ... kenne ich doch schon alles. Schäbig ist die Ausstattung der CD: Wer braucht schon Booklet und Texte ...?
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