CHAMÄLEON CACHO

Raúl Argemí

Ein Mann liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus, kann sich nicht bewegen, erinnert sich an nichts, weis nicht wer er ist und war. Neben ihm im Bett liegt ein sterbender, schwer verletzter Mann. Er nimmt Kontakt auf, vermutet ein Verbrechen, versucht dem Bettnachbarn Informationen zu entlocken.

Schnitt. Der Roman spielt in Südamerika. Die Militärdiktatur ist vorbei. Der Mann in dem Bett trägt den Spitznamen „Chamäleon Cacho“ – was der Leser erst auf den letzten Seiten des Buches erfährt.

Und die Eigenschaft des Chamäleons bezieht sich auf die Fähigkeit des schwer verletzten Mannes im Krankenhaus, die Persönlichkeit anderer Personen in sich aufzunehmen und zu absorbieren – und der andere zu „sein“.

In seinem „vorherigen Leben“ hat Cacho diese Begabung genutzt, um im Gefängnis politische Gefangene zu verhören, zu foltern, zu verraten, auszuspionieren. In die Rollen von Personen zu schlüpfen, um andere auszuspionieren.

Und ebendies macht Cacho auch im Krankenhaus – er schlüpft in die Rolle des Opfers – und schildert damit unversehens die Geschichte des Romans aus der Perspektive des Täters, des Folterers, der zum Ende an seine Grenze kommt.

Ein beeindruckendes Stück südamerikanische Literatur, das unter die Haut geht.