Foto

BINGS

Power Pop Planet (The Lost Tapes

Wenn die Aufnahmen für ein Album, das Anfang der Achtziger Jahre unter normalen Umständen der feuchte Traum eines jeden Powerpop-Fans hätte sein müssen, vierzig Jahre lang im Schrank des Bassisten vor sich hingammeln, hat das entweder mit einer üblen Laune des Musikgeschäfts, einem dummen Zufall oder genereller Idiotie zu tun. Nach Veröffentlichung ihrer famosen „Please Please Please“-7“, die nicht von ungefähr zu obszönen Preisen gehandelt wird, hatten THE BINGS aus Los Angeles kurz darauf einen weiteren Schwung Ohrwürmer ähnlichen Kalibers aufgenommen. Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort (The Troubadour, Madame Wong’s West) und kannten die richtigen Leute (Greg Shaw, Rodney Bingenheimer). Man hätte zusammen mit THE BEAT und THE PLIMSOULS entspannt den Santa Monica Boulevard hinunter in den Sonnenuntergang cruisen können. Aber niemand biss an, die Band löste sich auf und die Mastertapes zu „Power Pop Planet“ waren vermeintlich überspielt worden, bis Bassist Mark Randle sie 2020 wiederentdeckte. Restauriert, neu abgemischt und ergänzt um drei Live-Aufnahmen und einen 2010er Bonustrack hält man vierzig Jahre später eine musikalische Zeitkapsel in den Händen, für deren Wiederauftauchen man aus Dankbarkeit auf die Skinny Tie heulen möchte.