Nach dem eher enttäuschenden letzten Album "Acme" vor gut drei Jahren kehrt die unter dem Namen JON SPENCER BLUES EXPLOSION bekannte gut geölte New Yorker Rock´n´Roll-Maschine zurück, um... Ja was eigentlich? Denn seit dieser Zeit sind Bands, die sich auf Herrn Spencer berufen bzw.
das, was auch Herrn Spencer nachhaltig beeinflusst hat, nur so aus dem Boden geschossen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Highlights des Fat Possum-Labels oder den diversen Projekten des hyperaktiven Mick Collins, gegen all die Mr.
Blues Explosion wirklich nur noch wie Whitey Whiteman wirkt. Oder noch viel schlimmer, wie die Schmuddelversion eines in ein enges Lederhöschen gezwängten Mick Jagger - vor allem die Produktion eines gewissen Steve Jordan fördert diesen Vergleich diesmal ganz erheblich.
Jetzt kommt die unglaubwürdige Stelle dieser Besprechung, an der ich dann zugeben muss, dass "Plastic Fang" dennoch eine meiner meist gehörtesten Platten der letzten Zeit ist. Denn auch wenn die Produktion vergleichbar clean geraten ist, rocken Spencer/Bauer/Simmins immer noch ganz gewaltig cool und sexy vor sich hin.
Und so ist "Plastic Fang" ein Monument simpel gestrickten, bodenständigen Rock´n´Rolls, erdacht von zwei ausgezeichneten Gitarristen und einer tödlich präzisen Rhythmus-Sektion, das diesmal auf modische Mätzchen fast völlig verzichtet - denn "Blues is number one!".
Die BLUES EXPLOSION im Jahr 2002 ist vielleicht nicht mehr das, was einen zu Crypt-Zeiten in völlige Euphorie versetzt hatte, aber definitiv eine der konstantesten Erscheinungen im Garagerock-Bereich.
Und mit "Shakin´ Rock´n´Roll Tonight", "Sweet & Sour" oder "She said" sind auch wieder Songs mit echtem Klassiker-Potential à la "Wail" vertreten. Also Leute, schmeißt mal schnell eure STROKES-Platten in den Müll, denn wenn überhaupt einer die Berechtigung hat, den Rock´n´Roll zu retten, dann sicherlich das Gespann Spencer/Bauer/Simmins, aber bestimmt nicht so eine komische Boygroup für Rolling Stone-Leser.
Falls es da überhaupt was zu retten gibt. Davon kann sich dann jeder ab dem 01.04.02 selbst überzeugen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Thomas Kerpen
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