JULIAN COPE

Peggy Suicide Deluxe Edition

Vor vielen, vielen Jahren war Julian Cope mit TEARDROP EXPLODES mal so was wie ein Popstar, in einer Zeit, als man auch noch mit schräger Musik so etwas sein durfte. Doch schon damals lagen bei Cope Genie und Wahnsinn, Drogen und psychische Macken, allzu sehr beieinander.

Und nachdem Polygram bei dem Versuch gescheitert war, aus Cope einen finanziell einträglichen Solo-Künstler zu machen, versuchte Chris Blackwell es noch mal mit seiner Firma Island Records, die dem Irren aus Tamworth dann nach seinem „anti-christlichen“ Album „Jehovahkill“ 1992 den Laufpass gab.

Aber das war nur der Höhepunkt eines schon länger grassierenden Konflikts zwischen Cope und Island Records, die sich einige Jahre zuvor geweigert hatten, seine Platten „Skellington“ und „Droolian“ zu veröffentlichen.

Als eine Art Kompromiss brachte Cope dann 1991 das Doppelalbum „Peggy Suicide“ auf Island heraus, das sozusagen seine früheren Popmusik-Aspekte mit seiner immer dominanter werdenden Vorliebe für Roky Erickson, STOOGES und Krautrock vereinte, gepaart mit Thatcher-Kritik und schräger Esoterik-Verbundenheit in Bezug auf die Rolle von Mutter Erde.

Ein genialer Spinner, der hier sein womöglich bestes Album aufgenommen hat, ein episches Beinahe-Meisterwerk mit 18 Songs, darunter seine vollkommen fantastische achtminütige AIDS-Hymne „Safesurfer“.

Ein Album, das den recht wagemutigen Balanceakt darstellte, cheesy, durchaus zeitgemäße Popmusik, in Bezug auf Einflüsse von Rave und Clubmusik, in trippigen Psychedelicrock zu überführen.

Oder direkt kompromisslosen Garagepunk zu spielen wie bei „Hanging out and hung up on the line“, was Cope ja schon in der Vergangenheit häufiger getan hatte. Erschien „Peggy Suicide“ auf Vinyl noch als schönes Doppelalbum, war Cope Island keine Doppel-CD mehr wert, denn damals bekam man noch keine 75 Minuten auf eine einzelne Disc, weshalb darauf dann ein Song fehlte.

Insofern ein überfälliger, endlich vollständiger Rerelease, selbst für Leute, die diese grandiose Platte schon im Schrank stehen haben. Die gut gefüllte Bonus-CD hingegen ist ein etwas zweischneidiges Schwert, befinden sich darauf doch zur Hälfte mal mehr, mal weniger geglückte Versuche Copes dieser Zeit, seltsame Clubmusik zu fabrizieren, ob aus eigenem Interesse oder kommerziellen Erwägungen lässt sich schwer sagen.

Dafür gibt es noch interessante Alternativ-Versionen von „Safesurfer“ und „If you loved me at all“, und mit „Butterfly E“, „Straw dogs“ und „Anyway at all“ drei unbekannte Songs, die Cope von einer äußerst experimentellen, schwer verdaulichen Seite zeigen.

Ein essentieller Klassiker, den man aber um Gottes willen nicht bei Amazon in Deutschland kaufen sollte, denn beim selben Laden in England bekommt die Platte für die Hälfte des völlig unverschämten hiesigen Preises.