A WILHELM SCREAM

Partycrasher

Wenn HATEBREED eine sechsjährige Pause einlegen würden, wie würde wohl das „Comeback-Album“ klingen? Richtig, wie HATEBREED. Es gibt Bands, die auf jeder Platte das Gleiche machen und trotzdem nie langweilig werden.

Das werden HATEBREED-Fans bestätigen. Für A WILHELM SCREAM gilt dasselbe – wer erwartet hat, nicht überrascht zu werden, der befindet sich im Irrtum. A WILHELM SCREAM stehen einfach exemplarisch für komplexen, aufregenden und hypermelodischen Punkrock, so wie Nutella für Schokoladenbrotaufstrich und Adam Sandler für schlechte Filme.

Was gibt es also zu sagen? Zum einen gilt es den erstaunlichen Fakt anzumerken, dass es A WILHELM SCREAM geschafft haben, auf ihrem ersten Alben-Release seit sechs Jahren das hohe Niveau des Vorgängers „Career Suicide“ zu halten.

Was man auch schon beim vorab veröffentlichten Opener „Boat builders“ sehen konnte: Die unwiderstehliche Spielfreude ist nicht wie bei den Kollegen BAD RELIGION einem halbherzigen Aufbäumen gegen Vater Zeit gewichen; die Ideen scheinen A WILHELM SCREAM ja sowieso nie auszugehen.

Wenngleich das für Texte und Albentitel nicht unbedingt zu gelten scheint, finden sich doch sehr viele Referenzen an den lieben Alkohol wieder, die Sänger Nuno als der Freizeitgestaltung der Bande geschuldet betrachtet.

Aber wer hört auf die Texte, wenn die Ohren schon bei der gänzlichen Erfassung aller Melodielinien an ihre Leistungsgrenzen gebracht werden? Womit wir auch schon beim Manko von A WILHELM SCREAM gelandet wären: irgendwann ist Schluss und die Aufmerksamkeitsspanne erschöpft.

So geht es jedenfalls mir. Spätestens nach der Hälfte des Albums muss man sich zwingen, den Songs zu folgen und nicht zur Entspannung mal an, nun ja, HATEBREED zu denken. Ich möchte den lieben Herren nichts streitig machen – jeder ihre Songs strotzt auch hier nur vor Windungen in allerhöchstem Tempo, aber selbst bei einer Spiellänge von 35 Minuten ist für mein armes Hirn nach fünf oder sechs Liedern Schluss und es bleibt rein gar nichts mehr zurück.

Deshalb Empfehlung: einfach mal das Album von der Mitte ab hören. Dann bemerkt man nämlich, wie kunstvoll A WILHELM SCREAM ihr Gefrickel einmal hektisch („Ice man left a trail“) und einmal entspannt („Sassaquin“) einen Song beginnen lassen können.

Oder, dass „Wild Turkey“ nicht nur den Namen einer Whiskeymarke trägt, sondern auch noch eine verhältnismäßig straighte Rock-Nummer geworden ist, Balsam also. Zum Schluss dann „Born a wise man“, das AVENGED SEVENFOLD die Schminke verlaufen lässt, so tight, wie hier die Gitarrenspielereien nur hin- und herjaulen.

„Partycrasher“ ist alles andere, als der Titel erahnen lässt. Vielmehr ist es die totale Hallo-wach-Tablette für jeden, der sich von Punkrock auch gerne mal überfordern lässt. Deshalb hier der Warnhinweis des Musikapothekers Ihres Vertrauens: In kleinen Dosen genossen und mit Verschnaufpausen wappnet diese Platte vor Langeweile, Hirnfäule und stärkt das musikalische Immunsystem ungemein.

Wer sich jedoch die volle Dröhnung geben will, der sollte einige Zeit mit einberechnen, um den anschließenden Kater auszukurieren. Alle Angaben, wie immer, ohne Gewähr. (Diese Band war auf der Ox-CD #111 zu hören.)