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OZAN ATA CANANI

Warte mein Land, warte

Neben seiner Schichtarbeit am Fließband in einer Plastikeimerfabrik trat Ozan Ata Canani mit einer Hochzeitskapelle auf. Ende der Siebziger Jahre sang er, auch auf Deutsch, zu Rockmusik mit elektronischer Saz und orientalischen Melodien über seine Erfahrungen als „Gastarbeiter“ in Deutschland. Leider ohne großen Erfolg und, von einem Fernsehauftritt bei Alfred Biolek abgesehen, ohne mediales Interesse. Erst jetzt, mehr als dreißig Jahre später, gibt es endlich ein Debütalbum. Die türkischen und deutschen Texte sind geprägt von Traurigkeit und Sehnsucht – und noch immer (hoch)aktuell. Von „Alle Menschen dieser Erde wollen glücklich sein“ oder „Stell dir einmal vor, du wärst in einem fremden Land zu Gast / Du fühltest, dass du keine Freunde hast / Wärst nur geduldet, ganz unverschuldet / Wie sähe dann dein Leben aus?“ geht es bis zur Feststellung „Arbeitskräfte wurden gerufen / Unsere deutschen Freunde / Aber Menschen sind gekommen / Unsere deutschen Freunde / Nicht Maschinen, sondern Menschen / Menschen sind gekommen“. Zu funky Klängen heißt es bei „Import & Export“: „Flüchtlinge der ganzen Welt / Feuer und Tod verbrennen Länder / Waffen und Feuer bringen Geld / Töten Männer, Frauen, Kinder / Wirtschaft hat nur eine Taktik, alles billig produzieren“. Ein guter Demo-Soundtrack.