Endlich fertig. Die „Chinese Democracy“ des Punk – so wurde bereits über die erste I REFUSE-Platte gescherzt. Drei Jahre liegen zwischen dem Abschluss der Aufnahmen und dem Moment als dampfende Pressmatrizen „Öffnen/Atmen“ endlich ausspuckten.
Den recht großen zeitliche Abstand zwischen Entstehung der Texte und Veröffentlichung thematisiert die Band auf dem Textblatt sogar selbst. An Relevanz haben die Stücke dennoch nicht eingebüßt, leider.
Fast schon wie ein roter Faden ziehen sich die Beobachtungen aus der bedrückenden schwäbischen Provinz-Tristesse, die damals noch das „Zuhause“ der Band war, durch die Platte. Zeilen wie „zu wenig Tellerrand und zu viel Westentasche“, „zu viel Straßenfest, zu viel Sportverein“ rechnen ab mit reaktionärer Dorfeinöde, andere mit Zuständen der Perspektivlosigkeit: „Heirat/Heimat, Kirche, Fußball, Saufen“.
Zustände und Traditionen, die sich leider auch in Realitäten übersetzten, gegen die in „Grenzen“ angeschrien wird. Ein Song, der heute, angesichts der katastrophalen EU-Flüchtlingspolitik und Kartoffel-Deutschland aktueller ist denn je.
Die musikalischen Referenzen der wütend-melancholischen Lieder liegen irgendwo an der Nordseeküste zwischen OMA HANS und TURBOSTAAT vergraben. Gepresst wurden nur 150 Scheiben – ranhalten! –, die in schönen Siebdruckcovern stecken.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Matin Nawabi