Foto

JIMI TENOR

NY, Hel, Barca

Der finnische Komponist und Multiinstrumentalist Jimi Tenor, der seine Platten in den Neunzigern und Anfang der 2000er Jahre auf Labels wie Warp oder Kitty-Yo veröffentlichte, wurde von der Popkultur-Presse regelmäßig hofiert, wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass ich ihn bisher weitestgehend ignoriert habe und er auch in diesem Heft nie stattgefunden hat.

Die jetzt bei Bureau B erschienene Doppel-CD mit insgesamt zwanzig Stücken, die zwischen 1994 und 2001 entstanden, also Tenors frühes, teilweise schon nicht mehr erhältliches Schaffen abdecken, bietet jetzt noch mal die Gelegenheit, alte Vorurteile zu pflegen beziehungsweise über Bord zu werfen.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Tenor im Bereich Clubmusik zu den innovativeren Köpfen gehört, dessen elektronischer, nicht ausschließlich für die Tanzfläche produzierter Lounge-Pop auch seine experimentelleren, sperrigeren Momente besitzt.

Man könnte sogar behaupten, dass Tenor einen geradezu selbstironischen Umgang mit diesem Genre pflegt und nicht nur seichte Wohlfühlmusik produziert. Tenors Musik zielt gleichermaßen auf Kopf und Bauch ab und besitzt definitiv eine spitzbübische Doppelbödigkeit, so wie dabei schräge kosmische Sounds auf Jazz, Soul und Funk treffen, wo sich auch sein Faible für Barry White, Isaac Hayes und Siebziger-B-Movie- und Blaxploitation-Soundtracks zeigt, was durchaus Parallelen zum Soloschaffen des früheren MAGAZINE-Bassisten und Nick Cave-Mitstreiters Barry Adamson aufweist.

Definitiv eine gute Sache, um mal über den eigenen Tellerrand zu schauen und seinen Horizont zu erweitern, ohne dass man deswegen gleich die Originalplatten besitzen müsste.