1978 hatte Nina Hagen mit ihrer Begleitband, die später unter dem Namen SPLIFF einige schlimme NDW-Verbrechen verübte, das erste, titellose Album veröffentlicht und war damit sehr geschickt auf den vorüberfahrenden Punk-Zug aufgesprungen.
Punk im klassischen Sinne waren weder die geübte Selbstdarstellerin Hagen noch ihre Band von Rockmusikern, aber durch die gelungene Themenauswahl und Optik schaffte es Nina Hagen seinerzeit dennoch, mit ihrer Platte zum typischen „Punk-Erstkontakt“ tausender Provinzjugendlicher zu werden.
Ein Jahr später kam „Unbehagen“, und wo das Debüt sich noch Mühe gegeben hatte, musikalisch den britischen- und US-Punk-Vorbildern nachzueifern (was partiell auch geglückt war), ist „Unbehagen“ schon wieder eine wirkliche unerträgliche Seventies-Rockscheibe, auf der die Herren Heil, Mitteregger, Potschka und Präger schlimmste Rock-Scheiße veranstalteten – von Punk verstanden sie eben nichts, sie hatten den auf dem Debüt nur nachgeahmt.
Interessant ist das Album deshalb nur als historischer „Unfall“, und wer hören will, wie man den genialen Lene Lovich-Song „Lucky number“ mit deutschem Text verunstalten kann, sollte sich „Wir leben immer noch“ anhören ...
Ein Album, das ich nur errötend anhören kann und mich schäme, dass auch ich mangels besseren Wissens so was einst für „Punk“ hielt. Schlimm – wie eigentlich alles, was Frau Hagen so veranstaltet hat in ihrem Leben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Joachim Hiller