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YOKO ONO

Nicola Bardola

Am 18. Februar 2023 wird Yoko Ono neunzig Jahre alt. 1933 in zwei angesehene japanische Familien (väterlicher- und mütterlicherseits) hineingeboren, wächst sie zwischen New York und Tokio auf und erlebt die Schrecken des Zweiten Weltkriegs als junges Mädchen in Japan. Diese traumatische Erfahrung dürfte ein zentraler Grund sein, warum Ono sich bis heute für den Frieden einsetzt und erst dieses Jahr im März wieder eine Aktion startete, indem sie jeden Abend um 20:22 Uhr die Werbung auf den bekanntesten digitalen Bildschirmen der Welt vom Times Square bis zum Piccadilly Circus für die Friedensbotschaft „Imagine Peace“ unterbrechen ließ. An diese Seite Onos lässt sich sicherlich am besten andocken. Komplizierter wird es, wenn es um ihre oft bis zur Schmerzgrenze provozierenden Performances geht. Auch Lennon konnte zunächst scheinbar wenig mit Onos avantgardistischem Fluxus-Touch anfangen und biss den 1966 von ihr in der Londoner Indica Gallery als „unfertiges Objekt“ auf einem Sockel ausgestellten Apfel einfach an und legte ihn wieder zurück (was später noch zu langen Rechtsstreitigkeiten mit einem bekannten Tech-Konzern führen sollte). Bardolas 2012 erstmals erschienene und jetzt vollständig überarbeitete Biografie ist bis zu John Lennons Tod auch jenseits der Kunstwelt im Bereich Privatleben recht ausführlich, danach beschränkt er sich auf Onos künstlerisches Schaffen, was der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass Bardola nahtlos an eine von ihm verfasste Lennon-Biografie anknüpft. Man muss Yoko Onos Kunst nicht mögen, um dieses Buch zu lesen, einen in weiten Teilen sehr umfassenden Einblick in die spannende, teilweise auch von Widersprüchen durchzogene Lebensgeschichte einer vielfältig engagierten Frau bietet es definitiv.