Es gab auch mal eine Zeit, da war Nick Cave kein Popstar, da musste man sich noch komische Blicke gefallen lassen für das Hören solch düsterer, negativer Musik. Aus dieser Zeit stammen die Aufnahmen auf dieser Doppel-DVD.
Auf der ersten mit dem Titel "The Road To God Knows Where" findet sich ein Tourfilm, gedreht von Uli M. Schüppel während der US-Tour Anfang 1989, als zu Caves Tourtross auch Mick Harvey, Blixa Bargeld und Kid Congo Powers gehörten, man unterwegs auf Leute wie Anita Lane und Lydia Lunch traf.
Der Film, passend zur Musik in Schwarzweiß gedreht, zeigt den ungeschminkten Touralltag, Schüppel war mit seiner Kamera im Bus, backstage und am Rande der Bühne dabei, er hält drauf, wenn die Musiker sich unterhalten, aber irgendwie scheinen die seine Kamera nicht wahrzunehmen, man hat das Gefühl, er war unsichtbar.
Das hat zwei Effekte: Zum einen gibt's nicht das bei solchen Tourvideos sonst übliche Grimassenschneiden und Thumbs-up Richtung Kamera, zum anderen wird aber auch nicht wirklich eine Geschichte erzählt, reden die Leute, wenn sie was erzählen, auch eher in den Raum und nicht ins Mikrofon.
Man ist also unbeteiligter Beobachter, zu vielen Szenen und Gesprächen fehlt der Kontext, man schaut eben zu und hat am Ende des Filmes nicht das Gefühl, etwas gelernt zu haben - außer dass das Touren auch mal eher dröge sein kann.
Also kein Best-Of, wie so oft, sondern die ungeschminkte Realität, wenn auch durch ein Kamera-Auge gesehen. Dazu gibt's dann noch zwei Bonus-Kurzfilme, ebenfalls von Schüppel gedreht. Auf DVD2 schließlich findet sich der knapp einstündige Mitschnitt einer Show, die NICK CAVE AND THE BAD SEEDS 1992 im Amsterdamer Paradiso spielten, und das ist dann so eine Art Best-Of der bis damals veröffentlichten Platten: "The mercy seat" ist der Opener, es folgen "The ship song", "Tupelo", "Deanna", "The weeping song", "From her to eternity", "New morning" und noch ein paar andere und ich weiß mal wieder, warum ich seit den Achtzigern Fan dieses kauzigen Typen bin.
Ein begeisternder, schön gefilmter Auftritt mit exzellentem Ton - und alles in allem ein Muss für jeden Cave-Fan. (09/10)
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