Auweia, die ersten gesungenen Töne auf „Nichts wert“ von LEIDEN klingen ganz doll schief. Aber relativ schnell legen die Nürnberger LoFi-Punker einen dicken Teppich aus knarzender Melancholie aus, der darüber hinweghören lässt. Emotion schlägt Perfektion, immer! Im weiteren Verlauf von „Nichts wert“ erhöhen LEIDEN den Druck, den Spaß und den Noise-Anteil. Langsam bewegen sich der unkonventionelle Ansatz, die ungeschönt realistischen Texte über Scheitern und die schiefen Töne aufeinander zu. LEIDEN spielen die Extreme so gekonnt gegeneinander aus, dass man nie genau sagen kann, ob „Nichts wert“ gerade traurig macht, sagt, wie es ist, oder dem Leben einfach nur freundlich mit ausgestrecktem Mittelfinger zuwinkt. „Ich bin so analysiert, ist fast nichts mehr da“, heißt es im düster marschierenden „Goldfischglas“. Mitten im Song brechen LEIDEN aus, lassen die Hörer:innen immer wieder zu schrägen und doch eindeutig auffordernden Melodien tanzen. Fans von TOT werden die Gegensätze genauso gerne aushalten wie die von DIE NERVEN und SCHUBSEN.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Nadine Schmidt