JAPANDROIDS

Near To The Wild Heart Of Life

„He was alone. He was unheeded, happy, and near to the wild heart of life“ – den Titel für Album Nummer drei haben die JAPANDROIDS mal eben James Joyces Roman „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“ entliehen.

Clarice Lispectors „Nahe dem wilden Herzen“ soll laut Sänger und Gitarrist Brian King aber auch eine Rolle gespielt haben. Ja, etwas Snobbishness gehört schon ein Stück weit dazu. Das wird auch deutlich, wenn King zu Protokoll gibt, seit einem Jahrzehnt ausschließlich schwarze und weiße Kleidung gekauft zu haben.

Okay, Schlagzeuger David Prowse trägt manchmal Grau, ganz schön aufmüpfig individualistisch. Auch das Coverartwork der Alben waren bisher streng genormt: Ein weiß umrahmtes schwarzweißes Foto des Duos vor einem schwarzen Hintergrund mit weißem Bandschriftzug oben und weißem Albumtitel unten.

Damit scheint jetzt zumindest Schluss zu sein: Das Vorab-Artwork zeigt ausschließlich ein schwarzweißes Bandfoto. Ohne Rahmen und Schrift, weg der TELEVISION/„Marquee Moon“-Bezug. Also wird jetzt alles ein bisschen anders und bleibt doch irgendwie gleich? Unverkennbar folgt „Near To The Wild Heart Of Life“ jedenfalls einigen Ansätzen der Vorgänger.

So gibt es insgesamt acht Songs in einer auf die LP-Version abgestimmten Zweiteilung mit inhaltlich jeweils zusammengehöriger A- (Track 1 bis 4) und B-Seite (Track 5 bis 7 mit Track 8 als Epilog).

Zentrale Themen: Umherziehen, Neustarts, Veränderungen, Selbstreflexion. Was genau ist jetzt anders? Nach einer fast zweijährigen Dauertour 2012/13 mit über 200 Konzerten in etwa vierzig Ländern hatte man fast drei Jahre lang gar nichts von den JAPANDROIDS gehört.

Burnout und komplette Funkstille von Ende 2013 bis Mitte 2014. Danach haben die beiden sich zwar regelmäßig zur Arbeit am neuen Album getroffen, die Öffentlichkeit aber weiter gemieden. Und sind eifrig um(her)gezogen, von Vancouver nach Toronto nach Mexico City nach New Orleans.

Zwischen diesen Stühlen wurde 2014 und 2015 auch das komplette Album geschrieben. Für die Aufnahmen war mit Jesse Gander zwar ein schon aus „Post-Nothing“- und „Celebration Rock“-Tagen alter Bekannter am Start, gemischt hat das Ganze allerdings Peter Katis (INTERPOL, THE NATIONAL), gemastert gar Greg Calbi, der auf über 7.500 Alben unter anderem von David Bowie, Bob Dylan, Bruce Springsteen, Patti Smith und den RAMONES verweisen kann.

Damit dürfte klar sein, wohin die Reise gehen soll, nächster Halt: Der ganz große Ruhm. Und genau danach klingt „Near To The Wild Heart Of Life“. Nach auf Stadion hochglanzpoliertem Indierock für das große Publikum mit etlichen elektronischen Kniffen, ausgefeilter Laut/leise-Dynamik, Bass (!) und nur noch dem Hauch eines Gitarrenfrizzelns – wenn man es denn hören will.

Wie das zu zweit live umsetzbar ist? Kann man sich im April in Deutschland ansehen.