Die Geschichte der PINK FAIRIES geht zurück bis ins Jahr 1967, als im Londoner Stadtteil Ladbroke Grove THE DEVIANTS gegründet wurden, jene legendäre Proto-Punk-Band, deren 2013 verstorbener Sänger Mick Farren eine Ikone des britischen Undergrounds war.
Während einer US-Tour im Jahr 1970 (?) schmissen die drei anderen Musiker der DEVIANTS Farren raus und machten ohne ihn als PINK FAIRIES weiter, darunter auch Russell Hunter und Sandy Sanderson, die auch heute noch dabei sind.
In der Londoner Underground-Psychedelic-Szene etablierten sich die pinken Elfen schnell, traten für unkommerzielle Konzerte, straffreien Drogengebrauch und Anarchie ein – eine unheilige Dreifaltigkeit in jenen Tagen.
Während Farren mit einer neuen Version der DEVIANTS weitermachte, gingen die PINK FAIRIES ihren eigenen Weg, bis sich die Pfade beider Bands doch wieder kreuzten: Ein gewisser Andy Colquhoun spielte in den Achtzigern auf dem DEVIANTS-Album „Eating Jello With A Heated Fork“ Gitarre – und wurde kurz darauf neuer Sänger und Gitarrist der PINK FAIRIES, die sich in jenen Tagen irgendwo im Unterholz der britischen Post-Punk-Szene herumtrieben.
Wer all die Verwicklungen genauer studieren will, kann locker ein paar Stunden in Wikipedia-Einträgen stöbern. Dreißig Jahre nach dem letzten Studioalbum „Kill ’Em And Eat ’Em“ (1987) ist nun mit „Naked Radio“ das erste neue Album der PINK FAIRIES erschienen (2013 kam es zur Reunion), das so zeitlos klingt, wie man sich das bei so einer Band wünscht.
Obwohl „zeitlos“ die Sache nicht ganz trifft: Hätte man mir das Album als eines von 1973 verkauft, ich hätte das gefressen. Psychedelic, von jungen Bands gespielt, klingt heute anders, anders retro, und richtig alt klingt „Naked Radio“ auch nicht, es ist einfach ein Rock-Album aus einer anderen Welt, gespielt von Überlebenden, das im Kontext der ganzen Bandgeschichte aber durchaus Spaß macht.
Wer die optische Komponente vermisst: auf der beiliegenden DVD gibt’s einen Live-Mitschnitt aus dem 100 Club sowie Interviews mit den Bandmitgliedern.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Joachim Hiller