Foto

MIDORI - DAS KAMELIENMÄDCHEN

Suehiro Maruo

Nicht ohne Grund hat dieser Manga eine Altersbeschränkung „ab 18“. 1984 erstmals erschienen und in Japan bereits zweimal verfilmt, sollte „Midori“ wohl schon 2005 in deutscher Übersetzung erscheinen, damals blieb es allerdings bei einer später nicht veröffentlichten Druckfahne. Reprodukt bringt jetzt also noch mal fast zwanzig Jahre später die deutsche Erstauflage heraus. Mutig, denn während diese düster-alptraumhaften Comics in Japan ein eigenes Manga-Subgenre namens Ero-guro („Erotische Groteske“) bilden, fehlt diese Tradition in Europa nahezu komplett. Wie viele Geschichten des Genres ist „Midori“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesiedelt und zeigt neben der an sich normalen 14-jährigen Midori ein prall mit Freaks gefülltes Kuriositätenkabinett in einer an die unschuldig naive Shojo-Schule der klassischen Mädchenmangas angelehnten Ästhetik. Maruos exzessiver Griff zu abstrusen Grenzüberschreitungen führt der Gesellschaft die eigene hässliche Fratze vor Augen. Ob sich dafür wirklich ein größeres Publikum jenseits des japanischen Kulturkreises finden wird?