Als ich Ende Juli gefragt wurde, ob ich Bock hätte, mit dem europäischen Beatdown-Aushängeschild NASTY ein Interview zu machen und etwas zur neuen Scheibe zu schreiben, ging ich erstmal in mich. Irgendwie war ich mit der Band aus Belgien oder Deutschland, je nachdem, welche Quelle man heranzieht, nie richtig warm geworden. Dazu war mir der Sound der vierköpfigen Combo auf Albumlänge immer zu krass, und obwohl ich gerne in Moshpits gehe, waren die Beatdown-Shows mir immer eine Spur zu heftig. Trotzdem habe ich NASTY schon oft live gesehen – sowohl in ihren Anfangstagen vor über zehn Jahren beim With Full Force Festival als auch auf einer der letzten Shows ihrer „Realigion-Tour“. Live ballert die Band einfach alles kaputt und ihr chaotischer Beatdown-Sound hat was. Auch die Typen hinter NASTY sind irgendwie schräg. Und genau das wollte ich näher kennen lernen, denn ich mag solche Bands. Die, die sich nicht maskieren und offen die Meinung raushauen. Und das auch ruhig mal ganz direkt. Also hab ich zugesagt und mich Anfang August mit Frontmann Matthi Tarnath in Dortmund getroffen, um ein bisschen mehr hinter die Kulisse von NASTY zu blicken und zudem das neue Album kennen zu lernen. Im Interview, das ihr ebenfalls in dieser Ausgabe findet, präsentiert sich der Sänger als weltoffener Mensch, der schon viel in seinem Leben gesehen hat und somit weiß, wovon er schreibt und singt. Für dieses Review habe ich in dann der Einfachheit halber gebeten, seine Sichtweise auf das neue NASTY-Werk einmal vorzustellen: „Vorab ist ‚Menace‘, denke ich, das wütendste und auch persönlichste Album, das wir bisher geschrieben haben. Unsere Soundvorstellung wurde von Andy Posdziech dazu noch übertroffen und verleiht dem ganzen die Härte, die es braucht. Das Cover wurde vor COVID-19 von Michael Shantz entworfen, ebenso wie auch schon einige Lieder, die allerdings durch den Ausbruch der Pandemie noch aktueller wurden. Der Schreib- und Aufnahmeprozess war ein krasses Abenteuer, da wir uns irgendwie durch den Lockdown boxen und gleichzeitig das Album fertigstellen mussten. Ich bin niemand, der seine eigene Musik zu sehr loben oder bewerten möchte. Wer harten Sound und aggressive Musik mag, sollte sich ‚Menace‘ aber definitiv anhören und sich selbst ein Urteil bilden. Wir freuen uns über jegliche Unterstützung oder Feedback und vielen Dank an das Ox für die Plattform, uns zu präsentieren.“ Dem kann ich mich nur anschließen, Menace ist ein gewaltiger Hassbrocken. Er rammt alles in Grund und Boden. Roh, brutal, offen und ehrlich. NASTY kreieren im für die Kunst und Kultur wohl bescheidensten Jahr seit Menschengedenken den passenden Soundtrack – und sind dennoch über die gesamte Albumlänge kreativ und abwechslungsreich.
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