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SHANGRI-LA

Mathieu Bablet

Eine dystopische Zukunftsvision: Die Menschen eingepfercht auf einer Raumstation, da die Erde unbewohnbar geworden ist, gefangen in einem Hamsterrad des Konsums, zusammen mit genmanipulierten Mischwesen. Alles kontrolliert von einem Konzern, der die Menschen mit dem immer neuen „Tianzhu“-Phone ablenkt, während man versucht, sich selbst als Gott in Szene zu setzen. Wären da nicht ein paar Zweifler und interne Streitigkeiten. „Shangri-La“ gelingt es, viele Themen unter einen Hut zu bringen, Fremdenfeindlichkeit, Tierrechte, Konsumkritik, Genmanipulation, Gottkomplex. Die Überheblichkeit der Menschen gegenüber dem Rest der Natur ist hier allgegenwärtig zu spüren. Erzählt wird das alles mit imposanten Bildern, einen Teil der über 200 Seiten von „Shangri-La“ komplett füllend und im satten Großformat. Da liest man eine Weile dran. Wenn einen die Geschichte von Scott, einem einfachem Arbeiter, der für Tianzhu ein paar seltsame Vorkommnisse untersucht, aber mal gepackt hat, lässt sie einen so schnell nicht los. Natürlich sind einige der Themen offensichtliche Anspielungen auf unseren Alltag, wie der Drang, ständig das neueste Smartphone in der Tasche zu haben, doch dadurch verlieren sie nicht an Berechtigung. Am Ende macht „Shangri-La“ das, was gute Science Fiction machen sollte: Sie hält uns den Spiegel vor, setzt aktuelle Themen in einen anderen Kontext und macht sie so greifbar. Dass „Shangri-La“ dabei voluminös daherkommt und sich gerne in großen Bildern verliert, macht die Lektüre zu einem Erlebnis. Insgesamt ist „Shangri-La“ kein kurzer Spaß für zwischendurch, was Umfang und Größe deutlich machen. Aber es lohnt sich, hier zwischen den Buchdeckeln in die Zukunft abzutauchen.