BAUHAUS

Mask (Omnibus Edition)

Peter Murphy ist dieser Tage mit einem neuen Soloalbum unterwegs („Secret Cover“), das einige nicht unbedingt offensichtliche Coverversionen unter anderem „Instant karma“ von John Lennon enthält (Murphy gab seine Coverversion für eine Imagekampagne der US-amerikanischen Investmentbank JP Morgan Chase frei, was irgendwie zwischen ungewollter Komik und Tragik oszilliert, insbesondere wenn der Chorus des „Hippie-Über-Songs“ mit „And we all shine on“ als Imagepolitur für die Grundfesten des amerikanischen Investmentbanking pervertiert wird).

Mit BAUHAUS bewies Peter Murphy insgesamt mehr Gespür für Stil. Beggars Banquet hat im Zuge der Omnibus Editions die genreprägenden BAUHAUS-Alben „Mask“ (1981) und „In The Flat Fields“ (1980) als opulente Sondereditionen mit viel rarem Bonus- und Live-Material auf den Markt gebracht.

Beide Alben sind Meilensteine dessen, was seinerzeit Gothic Rock ausmachte, später aber oft in eine groteske Peinlichkeit driftete und wasserfeste Schminke wichtiger wurde als das musikalische Konzept selbst.

BAUHAUS beriefen sich bewusst auf die Architekten um Walter Gropius, deren Credo einst lautete: „Weniger ist mehr“. Dementsprechend waren die Songs von schlichter, fast archaischer Struktur, die aber in ihrer wuchtigen Dunkelheit auch Raum für die theatralische „Ziggy Stardust“-Facette von David Bowie hatten.

Gitarrist Daniel Ash, der seinen zentralen Bowie-Einfluss aus dessen damaligen Gitarristen Mick Ronsen bezog, spielte einen kryptischen Sound, der oft in unerwartet explosiven Parts endete.

Auch Iggy Pop und THE STOOGES (die britische Musikpresse „brillierte“ zu dieser Zeit mit dem Begriff „Weimar Stooges“ für BAUHAUS) waren von zentralem Einfluss. Man muss BAUHAUS ohne Zweifel konzedieren, die wichtigste Band des Genres gewesen sein, die sich allerdings auf dem Zenit ihres kommerziellen Erfolges, so es diesen überhaupt gab, nach dem Album „Burning From The Inside“ (1983) auflösten.

Oft haben Songs von BAUHAUS die Qualität, ein Kopfkino im Stil des Film Noir zu erzeugen. Oder sie sind kompatibel, sich auf einem imaginären Soundtrack für einen Plot von Edward Gorey, dessen Buch „The Object Lesson“ an die literarischen Avantgarde-Techniken von William S.

Burroughs erinnert, oder eines Edgar Allen Poe wieder zu finden (wie bei den Songs „A god in an alcove“ oder „Hollow hills“). Neben zahlreichen Demoversionen findet sich auf der „Mask“-Box auch ein kompletter Konzertmitschnitt mit 17 Songs aus dem Jahr 1981.

Auf „Mask“ verwendete die Band erstmals sporadisch Keyboards und akustische Gitarren und mit „Passion of lovers“ enthielt das Album einen Song, der zu den Besten der Band gehört und in der aufkeimenden französischen Cold- und Dark-Wave-Szene der frühen Achtziger Jahre zu einer Art Hymne wurde.