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MARC ALMOND

Things We Lost

Im April gastieren SOFT CELL für zwei Konzerte in Deutschland und man muss nicht viel Fantasie besitzen, um sich die Preisgestaltung bei den Tickets vorzustellen. Im letzten Jahr gab es auch ein neues SOFT CELL-Album namens „Happiness Not Included“, aber man muss festhalten, dass Sänger Marc Almond nach dem SOFT CELL-Split 1984 mit weitaus virtuoseren Arrangeuren als Dave Ball zusammengearbeitet hat, die seinen Bedürfnissen besser entgegenkamen. So wie auch Superproduzent Chris Braide, mit dem Almond 2015 „The Velvet Trail“ und 2020 „Chaos And A Dancing Star“ aufnahm und der ihn auch schon länger live begleitet. Zwar kriegt man bei der sonstigen Mainstream-Klientel, mit der Braide zu tun hat, eher einen Kotzreiz, was auch für die Filme gilt, für die er die Musik geschrieben hat, aber im Fall von Almond kann man sich gut mit seinen kompositorischen Fähigkeiten arrangieren. Auch wenn ich nie der größte SOFT CELL-Fan war, ist der inzwischen 65-jährige Almond für mich dennoch einer der großartigsten Sänger der damaligen New Wave-Ära, ein moderner Crooner à la Frank Sinatra, umgeben von einer morbiden Aura. Die jetzt erschienene, knapp 27-minütige EP „Things We Lost“ mit sechs Stücken stellt eine Fortführung der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Braide und Almond dar und bietet geschmackvollen, schön arrangierten klassischen Pop, bei dem Almond wie gewohnt gekonnt ständig am Kitsch vorbeischrammt. Das Herzstück der neuen Veröffentlichung ist aber die Doppel-Bonus-CD „Chaos And More“, der Mitschnitt eines Auftritts von Almond und Braide in der Royal Festival Hall 2020. Dabei werden vor allem Stücke von „The Velvet Trail“ und „Chaos And A Dancing Star“ gespielt, aber auch diverse SOFT CELL-Klassiker, neben Coversongs von T. REX und JETHRO TULL, deren Frontmann Ian Anderson auch an „Chaos And A Dancing Star“ beteiligt war und live bei fünf Songs seine charakteristischen Flötentöne beisteuert. Auf die zwei Solostücke von Braide hätte man zwar gut verzichten können, aber musikalisch ist das Ganze sicher auf einem weitaus höheren Niveau angesiedelt als das, was man wahrscheinlich im April bei SOFT CELL präsentiert bekommt.