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MACHINE-GUN KELLY

Der oft abschätzig als „King of B-Movies“ bezeichnete, 97-jährige Roger Corman hat als Regisseur und Produzent maßgeblich das Rückgrat der heutigen US-Filmindustrie geformt und abseits des Hollywood-Betriebs weitestgehend unabhängig seine Projekte umgesetzt. Cormans erste Gehversuche als Regisseur waren noch holprig und seine in den Fünfzigern entstandenen Filme überwiegend ziemlich billig gemachte Heuler. Aber auch zu dieser Zeit schuf er mit „Gesandter des Grauens“ (1956), „Das Vermächtnis des Professor Bondi“ (1959) oder „Kleiner Laden voller Schrecken“ (1960) schon Werke mit Kultpotential, bevor er mit seinen ab 1960 entstandenen Edgar Allan Poe-Adaptionen als Filmemacher vollends ernstgenommen wurde. Zu seinen überzeugenderen Arbeiten aus dieser frühen Schaffensphase gehört „Machine-Gun Kelly“, der unter dem Titel „Das Raubtier“ (so wird die Hauptfigur in der deutschen Synchronisation genannt) hierzulande 1959 geschnitten im Kino lief und später auf Video in den Achtzigern als „Der Regulator“ verwurstet wurde, um den Eindruck zu erwecken, es würde sich um einen weiteren Streifen in „Ein Mann sieht rot“-Machart von Hauptdarsteller Charles Bronson handeln. Auf Blu-ray erschien er jetzt das erste Mal, eine ungeschnittene DVD gab es bereits 2008. Bronson ist darin als George „Machine Gun“ Kelly in seiner ersten Hauptrolle zu sehen, eine sehr widersprüchliche Hauptfigur mit einem Faible für Thompson-Maschinenpistolen und geplagt von einer zwanghaften Angst vor dem Tod, basierend auf einem amerikanischen Kriminellen der Prohibitionszeit, der wohl auch die Rapper-Pfeife Colson Baker inspirierte. Corman bescherte dieser gelungene Low-Budget-Schwarzweiß-Gangsterfilm in der Tradition von James Cagney-Klassikern aus den 1930er Jahren wie „Der öffentliche Feind“ viele positive Kritiken und stellte für ihn eine Art Wendepunkt dar.