Für „No Era Sólida“ hat sich Lucrecia Dalt extra eine andere Persönlichkeit mit tragischem Schicksal ausgedacht, um einen möglichst großen Bedeutungsüberhang in ihre Experimentalkunst einzumassieren. Konzeptuell ist das Werk von einem zermürbenden Ernst geprägt, der musikalisch und in dem monotonen stimmlichen Vortrag der Kolumbianerin nie eingelöst wird. Man hat den Eindruck, Dalt versteckt sich hinter der Maske der Avantgarde. Dann lässt sie die Musik richtungslos umherschwirren, sucht sich möglichst undynamisches Geplänkel aus, um lahme Vocals abzukippen, die nichts bedeuten. Und diese Anteile sind mir im Gegensatz zum Vorgänger „Anticlines“ viel zu hoch. Es drängt sich die Frage auf, was diese schwer fassbare Langeweile bedeuten soll und welche Wege des Ausdrucks auf „No Era Sólida“ etabliert werden sollen. Intellektuelle Konzeptmusik muss nicht unerträglich sein. Wissen viele gar nicht, unter ihnen gar nicht mal so wenige Musiker:innen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Henrik Beeke