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OXBOW

Love’s Holiday

1981 gründete Eugene Robinson (voc) mit Steve Ballinger (gt) in Palo Alto südlich von San Francisco die Hardcore-Band WHIPPING BOY, die ein Tape sowie eine 7“ und drei Alben veröffentlichte (alle auf CFY Records), die aber, von einer CD-Compilation 1996 auf Grand Theft Audio mal abgesehen, bislang nicht rereleaset wurden. 1988 dann machte Robinson mit OXBOW (auch OX BOW) weiter, das erste Album „Fuckfest“ kam 1989, 1991 folgte“ „King Of Jews“, und mit „Let Me Be A Woman“ (1995) gelang dann der Sprung nach Europa, denn der seinerzeit einflussreiche Hardcore-Merchshop Nastrovje Potsdam gönnte sich das Boutique-Label Crippled Dick Hot Wax und brachte das Album in Europa raus. Ich schrieb dazu in Ox #20: „[...] das dritte Album der Band aus San Francisco, produziert hat Steve Albini, und als Gastmusiker spielt Bart Thurber von GOD mit. Die Musik: Nicht gerade das Richtige für heiße Sommertage – wenn, dann höchstens kontrapunktisch eingesetzt –, denn was Sänger Eugene Robinson und die Männer an den Instrumenten hier an Blues-Noise zusammenjammen, geht auf keine Kuh- äh, Ochsenhaut. Musik, die dahertorkelt wie ein Besoffener in der Mittagshitze. Es krächzt, quietscht und eiert, hat aber doch noch sowas wie groove. Wer zu UNSANE, JESUS LIZARD oder MULE ja sagt, sollte sich hier nicht abwenden.“ Im Gegensatz zu manch anderer Rezension von damals, wo ich mich frage, was ich da gehört und geschrieben habe, stimme ich dem immer noch zu. OXBOW sind ein paar Platten auf Neurot und Hydra Head später mit dem aktuellen „Love’s Holiday“ auf Ipecac gelandet, eine passende Homebase, und sechs Jahre nach dem letzten Release präsentieren sich Robinson und Band als musikalisch weit gereiste Band, die 2023 für mich die spannendere Alternative (Obacht, Superlativ!) zum immer gleichen Menü aus der Küche von Nick Cave sind. Sehr darke Songs, leise instrumentiert, aber nachdrücklich, mit dieser unnachahmlichen Stimme, die mich in den letzten Jahre auch bei Robinsons italienischer Zweitband BUÑUEL faszinierte: ein knarziges Organ zwischen Rezitieren und Singen. Exzellent auch wieder Robinsons Texte, siehe beispielsweise „The night the room started burning“ – pure Poesie.