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BUTTHOLE SURFERS

Live PCPPEP / Psychic ... Powerless ... Another Man’s Sac / Rembrandt Pussyhorse

Was machen eigentlich ... die BUTTHOLE SURFERS? Simple Antwort: Nix. 2022 veröffentlichten wir im Ox ein langes Interview mit Bandmitgründer Paul Leary, das nicht gerade Hoffnungen auf weitere Bandaktivitäten schürte. Und Frontmann Gibby Haynes ist einfach nicht erreichbar für ein Interview, intensiven Bemühungen zum Trotz. Immerhin kümmert sich Matador Records um die Verfügbarkeit des musikalischen Erbes. Aktuell wurden drei frühe Platten im Vinylformat neu aufgelegt: „Live PCPPEP“ (12“, 1984 zuerst auf Alternative Tentacles erschienen), „Psychic ... Powerless ... Another Man’s Sac“ (LP, zuerst 1984 auf Touch And Go) und „Rembrandt Pussyhorse“ (LP, Touch And Go, 1986). Das eigentliche Debüt war 1983 die „Brown Reason To Live“-12“ auf Alternative Tentacles gewesen, von der manche behaupten, sie habe keinen Titel. Sänger Gibby Haynes und Gitarrist Paul Leary lernten sich in den Siebzigern an der Trinity University in San Antonio, Texas kennen. Nach dem Studium arbeitet Haynes zunächst bei einer Buchhaltungsfirma, bis er dort kündigt und Leary sein Studium abbricht und beide 1981 die BUTTHOLE SURFERS gründen. Bei einem Konzert im Tool And Die Club in San Francisco werden sie 1982 vom damaligen DEAD KENNEDYS-Frontmann Jello Biafra entdeckt. Über Biafras Label Alternative Tentacles erscheint 1983 ihre selbstbetitelte (?) EP. Den Bass übernimmt Bill Jolly, die Drums King Coffey. Nach dem Release stößt als zweite Drummerin Teresa Nervosa dazu. 1984 nimmt die Band in den BOSS Studios Material für zwei Alben auf, eines davon wird „Psychic ... Powerless ... Another Man’s Sac“ (1984). Da Alternative Tentacles nicht genug Geld hat, um die Mastertapes vom Studiobesitzer zu kaufen, veröffentlichen sie das Live-Album „Live PCPPEP“. Als finanzielle Entschädigung möchte der Studiobesitzer das Debütalbum auf seinem eigenen Label Ward 9 herausbringen, da die Band damit aber nicht zufrieden ist, erscheint es letztendlich auf Touch And Go Records. Dort kommt 1986 auch das zweite Album „Rembrandt Pussyhorse“, das via Red Rhino auch in Europa erhältlich ist. Rückblickend fragt man sich, wie solche Bands damals in der Punk- und Hardcore-Szene durchgekommen sind mit dieser irren Musik. Einfach waren BUTTHOLE SURFERS nie, bis in ihre Spätphase hinein und ein paar quasi kommerzielle „Ausrutscher“ mal außen vor gelassen, taten sie live alles, um maximal zu provozieren, und speziell „Rembrandt Pussyhorse“ war extrem experimentell – Alternative Tentacles entschied sich letztlich gegen eine Veröffentlichung ... BUTTHOLE SURFERS mäandern auch hier zwischen Hardrock (sie covern respektive verfremden „American woman“), Psychedelic, Hardcore, Noise und Avantgarde. Es war die Art von Platten, für die man damals Geld ausgegeben hatte, sich dann bemühte, sie sich schön zu hören und sich irgendwann daran gewöhnt hatte. Heute würde damit wohl keine Band mehr durchkommen, es wäre pures Spotify-Gift. Und nicht, dass „Live PCPPEP“ viel „besser“ wäre in diese Hinsicht, wobei das famose „The Shah sleeps in Lee Harvey’s grave“ natürlich immer noch ein unfassbar geniales Noisepunk-Gemetzel mit grandiosem Text ist. Dagegen ist 99,99% von dem, was 2024 in Deutschland als Punk veröffentlicht wird, banaler Radiopop. Und „Psychic ... Powerless ... Another Man’s Sac“? Wirkt wie ein irrer Drogentrip, angeblich waren Haynes und Al Jourgensen von MINISTRY mal LSD-Testkaninchen von Timothy Leary. Ob so was von so was kommt? Surf, Noise, Country (das dem DICKS-Sänger gewidmete „Gary Floyd“), Psychedelic – ein irrer Mix mit schleppendem Rhythmus, einerseits nah dran an akustischer Körperverletzung und andererseits so verlockend wie alles, was gefährlich und potenziell zerstörend ist, siehe „Mexican caravan“. Schön gewesen wären Textblätter, Linernotes, irgendwas, aber: nichts.