Im letzten Jahr hatte Steve Wynn mit „Crossing Dragon Bridge" ein ganz vorzügliches neues Album aufgenommen, vielleicht sogar eines der besten in seiner langjährigen Karriere. Allerdings auch kein ganz typisches, denn er hatte sich dafür zu seinem Kumpel Chris Eckman von den WALKABOUTS nach Ljubljana in Slowenien begeben, und so war das Album geprägt von eher folkigen Klängen mit osteuropäischem Flair, teilweise mit orchestraler Unterstützung eingespielt.
Insofern war auch die an die Platte anschließende Tour geprägt von eher entspannten folkigen Klängen und weniger von den durchaus auch mal exzessiv noisig ausfallenden Gitarrenschlachten Wynns.
Damit wäre quasi auch schon die Existenzberechtigung für diese Platte geliefert, selbst wenn man schon einige Live-Aufnahmen von Wynn im Schrank stehen hat, der hier neben Chris Eckman mit Chris Cacavas an den Keyboards auch noch einen alten Weggefährten aus Paisley Underground-Zeiten mit dabei hatte.
Auf zwei CDs gibt es insgesamt 20 Tracks, natürlich der Großteil der „Crossing Dragon Bridge"-Platte, aber auch diverse andere Highlights aus Wynns Karriere, darunter wie gewohnt einige DREAM SYNDICATE-Klassiker wie „Boston" und „That's what you always say" oder das großartige „Tears won't help" von seinem ersten Soloalbum, alle in deutlich folkigeren Versionen, stark geprägt durch das schöne Violinespiel von Rodrigo D'Erasmo.
„The medicine show", ein weiterer DREAM SYNDICATE-Klassiker, bleibt (leider) als einziger Song der DVD vorbehalten, die einem die dazugehörigen Bilder des kompletten Auftritts in Brüssel liefert.
Ein schönes Package, für den Wynn-Fan definitiv ein Pflichtkauf, aber auch Uneingeweihte bekommen hier einen guten Eindruck von den ungebrochenen Qualitäten dieses einflussreichen Musikers, gegen den immer noch ein Großteil des Singer/Songwriter-Bereichs übelst abstinkt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Thomas Kerpen